Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - P236
DOI: 10.1055/s-0036-1580983

Psychische Auffälligkeiten, deren Folgen und Behandlungsmöglichkeiten bei Kindern und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes

B Bartus 1, D Martin 1, MS Koch 1, M Steegmüller 1, M Krüger 1
  • 1Filderklinik, Kinder- und Jugendmedizin, Filderstadt, Germany

In der Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin der Filderklinik wurde 2014 eine interdisziplinäre Behandlungseinheit für Kinder und Jugendliche mit Typ 1 Diabetes und psychischen Auffälligkeiten aufgebaut. Nach einem ambulanten Vorgespräch kann eine zeitnahe stationäre psychodiabetologische und multiprofessionelle Behandlung erfolgen.

Welche psychischen Störungen oder Komorbiditäten führen zu einer stationären psychodiabetologischen Aufnahme und welche weiteren Belastungen sind damit assoziiert?

Ausgewertet wurden die klinischen Daten von Kindern und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes und einer relevanten psychischen Störung, die vom 01.01. bis 31.12. 2015 zur psychodiabetologischen Behandlung stationär aufgenommen wurden. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS (12.3).

2015 wurden 19 Aufnahmen zur psychodiabetologischen Behandlung registriert. Das mittlere Alter lag bei 13,4 ± 3,3 Jahren, die Diabetesdauer bei 5,1 ± 2,6 Jahren. Die Verweildauer lag im Mittel bei 17,3 ± 10,0 Tagen, das mittlere HbA1c betrug bei Aufnahme 10,6 ± 2,1%. Nach ICD-10 Kriterien wurden folgende psychische Störungen diagnostiziert: Belastungs- und somatoforme Störungen in 7 Fällen (36,8%); Affektive Störungen in 4 Fällen (21,1%); Verhaltens- und emotionale Störungen in 4 Fällen (21,1%); Entwicklungsstörungen in 3 Fällen (15,8%); Essstörungen in einem Fall (5,2%). Das mittlere HbA1c war bei affektiven Störungen mit 12,4% besonders hoch. Zusätzlich bestand in 9 Fällen (47,3%) eine Schulvermeidung und in 5 Fällen (26,3%) eine akute familiäre Krise.

Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen gehen mit einer deutlichen Verschlechterung ihrer Diabeteseinstellung einher. Als Folge häufen sich schulische und familiäre Belastungen. Eine psychodiabetologische Behandlungseinheit kann sowohl die Diabeteseinstellung als auch die psychischen Auffälligkeiten mit einem multiprofessionellen Team zeitlich überlappend versorgen. Die Evaluation von Langzeiteffekten nach Entlassung ist in Durchführung.