Diabetologie und Stoffwechsel 2017; 12(S 01): S1-S84
DOI: 10.1055/s-0037-1601685
Poster: *Poster + Kurzpräsentation
Typ-1-Diabetes
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vitiligo, Alopezie und Schilddrüsen-Antikörperpositivität bei 109.782 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 – ein DPV-Projekt

C Boettcher
1   Justus-Liebig-Universität Gießen, Zentrum für Kinderheilkunde & Jugendmedizin, Pädiatrische Diabetologie & Endokrinologie, Gießen, Germany
,
T Meissner
2   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätskinderklinik Düsseldorf, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Düsseldorf, Germany
,
M Altmeier
3   Klinikum Dortmund, Diabeteszentrum, Dortmund, Germany
,
G Tonon
4   Marienhospital Darmstadt, Medizinische Klinik II, Darmstadt, Germany
,
A Galler
5   Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Sozialpädiatrisches Zentrum (SPZ), Pädiatrische Diabetologie und Endokrinologie, Charité, Berlin, Germany
,
S Hofer
6   Medizinische Universität Innsbruck, Abteilung für Pädiatrie, Innsbruck, Austria
,
S Lanzinger
7   Universität Ulm, ZIBMT, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, Ulm, Germany
8   Deutsches Zentrum Diabetesforschung (DZD), München-Neuherberg, Germany
,
RW Holl
7   Universität Ulm, ZIBMT, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, Ulm, Germany
8   Deutsches Zentrum Diabetesforschung (DZD), München-Neuherberg, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
05 May 2017 (online)

 

Einleitung:

Vitiligo und Alopezie werden als Autoimmunerkrankungen klassifiziert und sind mit weiteren Autoimmunerkrankungen assoziiert. Ein gehäuftes Auftreten wurde auch bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 (Dm1) berichtet. Ähnliches gilt für Erkrankungen, die mit Schilddrüsenantikörpern einhergehen.

Fragestellung:

Ziel der vorliegenden Studie ist ein Überblick über die Häufigkeit von Vitiligo/Alopezie in einem großen Dm1-Patientenkollektiv sowie die Assoziation mit positiven Schilddrüsenantikörpern (SD-AK).

Methodik/Ergebnisse:

In der DPV-Datenbank waren von 1997 – 2016 109.782 Dm1-Patienten registriert (Altersmittelwert 26,8, Median 17,8, mittlere Diabetesdauer 10,4 Jahre). Eine Alopezia areata (AA) war bei 122 Patienten (53 ♀: 69 ♂) dokumentiert, eine Vitiligo bei 320 Patienten (161 ♀: 159 ♂). Bei Patienten mit AA lag in 4,1% gleichzeitig eine Vitiligo vor, signifikant häufiger als im Non-AA-Kollektiv (0,3%; p < 0,0001). 1,6% der Vitiligo-Patienten hatten zusätzlich eine AA, Non-Vitiligo Patienten nur zu 0,1% (p < 0,0001). Die OR für Patienten mit Vitiligo, auch an AA zu erkranken wurde nach Adjustierung für Alter (kategorisiert) und Geschlecht mit 14,9 (95%-CI 6,0 – 36,7) ermittelt. Sowohl bei AA- als auch bei Vitiligo-Patienten ließen sich im Vergleich zu Patienten ohne AA/Vitiligo signifikant häufiger positive SD-AK nachweisen (40,1%/42,8% mit AA/Vitiligo; 18,1% jeweils ohne AA/Vitiligo; p jeweils < 0,0001). Unter Adjustierung für Alter und Geschlecht zeigte sich eine OR von 3,2 (95%-CI 2,3 – 4,5) für positive SD-AK bei bestehender Vitiligo, respektive 3,2 (95%-CI 2,0 – 5,1) bei vorbekannter AA.

Schlussfolgerung:

Es zeigt sich, dass Dm1-Patienten mit Vitiligo oder AA ein deutlich erhöhtes Risiko für eine weitere Autoimmunerkrankung haben. Zum zeitnahen Erkennen dieser Erkrankungen und gegebenenfalls Einleitung therapeutischer Maßnahmen schlagen wir daher ein regelmäßiges klinisches Screening auf Vitiligo oder AA bei Dm1 vor.