Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1602115
5. Mai 2017
Posterausstellung „Umweltmedizin“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hochtonsenke und Hörschwellenverschiebung im erweiterten Hochtonbereich in Relation zur Gesamtfreizeitlärmexposition bei Jugendlichen: eine explorative Analyse

W Wei
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
,
S Heinze
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
2   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität, München
,
D Gerstner
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
,
D Twardella
3   Zentrum für Krebsfrüherkennung und Krebsregistrierung, Nürnberg
,
C Reiter
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
,
V Weilnhammer
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
,
C Perez-Alvarez
4   Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum, Regensburg
,
T Steffens
4   Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum, Regensburg
,
C Herr
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
2   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität, München
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Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Hintergrund::

Während aus dem Arbeitsschutz die schädigende Wirkung von Lärm auf das Gehör hinreichend bekannt ist, zeigen Studien aus dem Freizeitlärmbereich bezüglich der Beeinträchtigung des Hörvermögens v.a. im erweiterten Hochfrequenzbereich sehr unterschiedliche Ergebnisse. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es daher, zu untersuchen, ob Hörschwellenverschiebungen im erweiterten Hochtonbereich (HEH) mit Hochtonsenken, als Indikator für lärminduzierten Gehörschäden, einhergehen und inwiefern sie mit Gesamtfreizeitlärmexposition assoziiert sind.

Methoden::

Die Analyse basiert auf Daten aus dem zweiten Follow-up der Ohrkan-Studie. Bei Ohrkan handelt es sich um eine Kohortenstudie, in der 2009 – 2011 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 in Regensburg aufgenommen wurden. Das zweite Follow-up erfolgte fünf Jahre nach Rekrutierung und beinhaltete eine postalische Befragung zu demographischen Variablen und Freizeitaktivitäten, welche mit hoher Lärmbelastung verbunden sind, sowie eine konventionelle Audiometrie (0,5 – 8 kHz). In einer Teilstichprobe wurde darüber hinaus eine Audiometrie im erweiterten Hochtonbereich (9 – 16 kHz) durchgeführt. Der Zusammenhang zwischen HEH und Hochtonsenken sowie Gesamtfreizeitlärmexposition wurde mittels logistischen Regressionsmodellen unter Berücksichtigung von Geschlecht, Schulart und Knaller/Böller untersucht.

Ergebnisse::

Insgesamt konnten die Daten von 278 Teilnehmern (18 – 23 Jahre, 53,2% Frauen) ausgewertet werden. Es zeigte sich eine im Vergleich zu den Hochtonsenken (4,0%) höhere Prävalenz der HEH (bspw. 10,79% bei 12,5 kHz). Bei den Frequenzen 10, 11,2, 12,5 und 14 kHz konnte eine Assoziation zwischen HEH und Hochtonsenken festgestellt werden. Ein Einfluss der Exposition gegenüber dem gesamten Freizeitlärm auf HEH konnte nicht beobachtet werden.

Schlussfolgerung::

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie weisen darauf hin, dass HEH bei bestimmten Frequenzen gemeinsam mit einer Hochtonsenke auftreten. Der fehlende Zusammenhang zwischen Gesamtfreizeitlärmexposition und HEH ist möglicherweise auf die Größe der Stichprobe, das Alter der Teilnehmer, die Expositionsdauer oder einen Recall-Bias zurückzuführen. Die Eignung der Hochfrequenzaudiometrie als Frühindikator für lärmbedingte Hochtonsenken kann in weiteren Erhebungen im Rahmen der Ohrkan Studie evaluiert werden.