Ultraschall Med 2017; 38(S 01): S1-S65
DOI: 10.1055/s-0037-1606919
V 11: Gyn/Pränatal IV
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Cavum veli interpositi – Bedeutung dieses seltenen intrakraniellen Befundes für die pränatale Beratung

S Bosselmann
1   Pränatalzentrum Stuttgart, Stuttgart/DE
,
A Zierl
2   Olgäle, Stuttgart/DE
,
G Mielke
1   Pränatalzentrum Stuttgart, Stuttgart/DE
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
14 September 2017 (online)

 

Patienten und Methode:

Eine 33-jährige IIIG/IIP stellt sich zur sonografischen Fehlbildungsdiagnostik mit 21+6 SSW vor. Eigen- und Familienanamnese, der bisherige Schwangerschaftsverlauf und der aktuelle Befund sind unauffällig (Screeningsituation). Im weiteren Verlauf (32+5 SSW) kommt es zur Darstellung einer 10,6 × 5,5 × 7,3 mm großen intrakraniellen Zyste im Bereich der Mittellinie unterhalb des Spleniums des Corpus callosum. Darüber hinaus ist die Neurosonografie unauffällig. Der Befund passt in seiner Erscheinung zu einem Cavum veli interpositi. Mit 37+0 SSW und postnatal ist der Befund reproduzierbar. Sowohl im pränatalen, als auch im postnatalen Verlauf gibt es keine weiteren Auffälligkeiten.

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Abb. 1: Cavum veli interpositi (*) im Axialschnitt (32+5 SSW)
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Abb. 2: Cavum veli interpositi (*) im Sagittalschnitt (32+5 SSW)
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Abb. 3: Cavum veli interpositi (*) im Sagittalschnitt (4. Tag postnatal)

Schlussfolgerung:

Intrakraniell können Strukturen mit zystischer Erscheinung physiologisch sein (z.B. das Cavum septi pellucidi), als Variante mit untergeordneter klinischer Bedeutung (z.B. Plexuszysten) auftreten oder Ausdruck von Störungen mit erheblicher klinischer Bedeutung sein (z.B. Porencephalie, Vena-Galeni-Aneurysma).

Das Velum interpositum ist eine Invagination der Pia mater. Eine Erweiterung der Zisterne des Velum interpositum wird als Cavum veli interpositi bezeichnet und kann pränatalsonografisch als Zyste imponieren. Ihre Lage bedingt, dass das Splenium corporis callosi im Sagittalschnitt und der Interhemisphärenspalt frontal des Sulcus parieto-occipitalis im Axialschnitt als Leitstruktur fungieren können. Fälle wurden meist einzeln oder im Rahmen von kleinen Serien publiziert. Der Befund hat keinen Krankheitswert.

Die Diagnose insbesondere von Anomalien des Gehirns geht für die betroffenen Paare häufig mit einer besonders starken Beunruhigung einher. Die korrekte Einordnung von anatomischen Varianten ohne klinische Bedeutung kann sowohl unnötige Beunruhigung, als auch unnötige diagnostische Belastungen vermeiden.