Gesundheitswesen 2018; 80(08/09): 822
DOI: 10.1055/s-0038-1667781
Beiträge am Freitag, 14.09.2018
Vorträge
Soziale Lage und Gesundheit; Lebensphasenbezogene Gesundheitsförderung und Prävention
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie beeinflusst die subjektive Einschätzung des Sozialstatus die psychische Gesundheit von Arbeitslosen?

S Müters
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
H Jens
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
LE Kroll
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
J Thom
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
,
T Lampert
1   Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
03 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Arbeitslosigkeit geht einher mit einer Verschlechterung der materiellen Lebenssituation und gesundheitlichen Beeinträchtigungen, insbesondere Depressionen. Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit Arbeitslose ihre soziale Position niedriger einschätzen als Erwerbstätige und ob die subjektive Einschätzung des sozialen Status (SSS) einen Erklärungsbeitrag für den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und einer depressiven Symptomatik leistet.

Methoden:

Für die Analysen wurden die Daten der GEDA-Studie 2014/2015 des RKI verwendet (18 – 64 Jahre; n = 14.512 [davon n = 532 arbeitslos]), einer bevölkerungsweiten Querschnittsstudie der deutschsprachigen Wohnbevölkerung. Der SSS wurde mit einer deutschen Adaption der McArthur Scale erfasst, eine aktuelle depressive Symptomatik mithilfe des Patient Health Questionnaire (PHQ-8). Der Erklärungsanteil des SSS wird mit der KHB-Methode zur Effektdekomposition analysiert.

Ergebnisse:

Die Häufigkeit einer depressiven Symptomatik ist bei Arbeitslosen im Vergleich zu Erwerbstätigen nach Adjustierung für Alter, Geschlecht, Bildung, Einkommen, sozialer Unterstützung und Partnerschaft 2,4-fach erhöht (OR = 2,4; 95%-KI = 1,8 – 3,3), nach zusätzlicher Kontrolle für den SSS um das 1,8-Fache (OR = 1,8, 95%-KI = 1,3 – 2,5). Der Erklärungsanteil des SSS für den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und depressiver Symptomatik beträgt laut KHB-Methode 29%.

Schlussfolgerungen:

Die Ergebnisse bestätigen eine erhöhte psychische Belastung von Arbeitslosen durch depressive Symptome. Der SSS trägt einen relevanten Anteil zur Erklärung dieses Zusammenhangs bei. Ein niedriger SSS spiegelt die Perzeption sozialer Benachteiligung wider, die mit psychosozialen Stressoren einhergehen und in Selbstwertverlust oder Niedergeschlagenheit münden kann. Soziale Vergleichsprozesse könnten somit bei der Pathogenese der Depression bei Arbeitslosen eine nicht unwichtige Rolle spielen.