Hintergrund:
Arbeitslosigkeit geht einher mit einer Verschlechterung der materiellen Lebenssituation
und gesundheitlichen Beeinträchtigungen, insbesondere Depressionen. Der Beitrag geht
der Frage nach, inwieweit Arbeitslose ihre soziale Position niedriger einschätzen
als Erwerbstätige und ob die subjektive Einschätzung des sozialen Status (SSS) einen
Erklärungsbeitrag für den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und einer depressiven
Symptomatik leistet.
Methoden:
Für die Analysen wurden die Daten der GEDA-Studie 2014/2015 des RKI verwendet (18
– 64 Jahre; n = 14.512 [davon n = 532 arbeitslos]), einer bevölkerungsweiten Querschnittsstudie
der deutschsprachigen Wohnbevölkerung. Der SSS wurde mit einer deutschen Adaption
der McArthur Scale erfasst, eine aktuelle depressive Symptomatik mithilfe des Patient
Health Questionnaire (PHQ-8). Der Erklärungsanteil des SSS wird mit der KHB-Methode
zur Effektdekomposition analysiert.
Ergebnisse:
Die Häufigkeit einer depressiven Symptomatik ist bei Arbeitslosen im Vergleich zu
Erwerbstätigen nach Adjustierung für Alter, Geschlecht, Bildung, Einkommen, sozialer
Unterstützung und Partnerschaft 2,4-fach erhöht (OR = 2,4; 95%-KI = 1,8 – 3,3), nach
zusätzlicher Kontrolle für den SSS um das 1,8-Fache (OR = 1,8, 95%-KI = 1,3 – 2,5).
Der Erklärungsanteil des SSS für den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und depressiver
Symptomatik beträgt laut KHB-Methode 29%.
Schlussfolgerungen:
Die Ergebnisse bestätigen eine erhöhte psychische Belastung von Arbeitslosen durch
depressive Symptome. Der SSS trägt einen relevanten Anteil zur Erklärung dieses Zusammenhangs
bei. Ein niedriger SSS spiegelt die Perzeption sozialer Benachteiligung wider, die
mit psychosozialen Stressoren einhergehen und in Selbstwertverlust oder Niedergeschlagenheit
münden kann. Soziale Vergleichsprozesse könnten somit bei der Pathogenese der Depression
bei Arbeitslosen eine nicht unwichtige Rolle spielen.