Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e15-e16
DOI: 10.1055/s-0038-1667910
SYMPOSIEN
Kapazitätsentwicklung im Quartier: Weiterentwicklung und praktische Anwendung eines Qualitätsinstruments in der Gesundheitsförderung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Langzeitevaluation mit 8-Jahres-Katamnese des Programms PriMa (Primärprävention Magersucht) zur schulbasierten Prävention bei Essstörungen

U Berger
1   Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
,
L Bell
2   Jena, Deutschland
,
F Richter
2   Jena, Deutschland
,
J Muehleck
1   Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
,
K Wick
2   Jena, Deutschland
,
B Strauß
1   Universitätsklinikum Jena, Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Jena, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. August 2018 (online)

 

Einleitung:

In der Kindheit und der Adoleszenz gehören Essstörungen zu den häufigsten chronischen psychischen Erkrankungen und gehen mit schwerer Behandelbarkeit, ungünstigen Verläufen und hohen Behandlungskosten einher. Präventive Maßnahmen werden daher als erforderlich erachtet. Ziel des BMBF-Projekts „LooP“ (# 01EL1403, Laufzeit 2014 – 2017) war u.a. die Untersuchung von Langzeiteffekten des Präventionsprogramms „PriMa“ (Primärprävention Magersucht) in Thüringen.

Material & Methoden:

Die zwischen 2006 und 2009 durchgeführte Evaluation des Programms als Kontrollgruppen-Design mit drei Messzeitpunkten mit den standardisierten Messinstrumenten EAT-26D und FbeK wurde um einen vierten Messzeitpunkt per Onlinebefragung der ehemaligen Schülerinnen ergänzt [1]. Zur Beschreibung von förderlichen und hinderlichen Faktoren der Implementierung wurden teil-standardisierte Interviews mit den Projekt-Lehrkräften (N = 12) durchgeführt [2].

Ergebnisse:

Von ursprünglich 1.553 teilnehmenden Schülerinnen konnten die Daten von N = 100 im Rahmen der Onlinebefragung ausgewertet werden. Es zeigte sich kein Effekt beim Essverhalten (EAT-26D), aber ein signifikanter stabilisierender Effekt innerhalb der Interventionsgruppe beim Körperselbst (FbeK). Eine dauerhafte Implementierung des Programms hängt von zeitlichen Spielräumen sowie der Unterstützung durch Schulleitung und Kultusministerium ab.

Diskussion:

Die signifikante Stabilisierung des Körperselbstwertes spricht für den langfristigen Nutzen von PriMa. Aufgrund des Rücklaufs von weniger als 10% kann ein Selektions-Bias bei den Ergebnissen der Online-Befragung jedoch nicht ausgeschlossen werden.

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse dieser ersten Langzeitevaluation einer primärpräventiven Intervention bei Essstörungen über einen 8-Jahres-Zeitraum in Deutschland sind ermutigend im Hinblick auf die Möglichkeit der Stabilisierung des Körperselbstwertes als wichtigem gesundheitlichen Schutzfaktor.

Literatur:

[1] Adametz, L., Richter, F., Strauß, B., Walther, M., Wick, K., & Berger, U. (2017). Long-term effectiveness of a school-based primary prevention program for anorexia nervosa: A 7-to 8-year follow-up. Eating Behaviors, 25, 42 – 50.

[2] Adametz, L., Richter, F., Preußer, J., Muehleck, J., Wick, K., Strauss, B., & Berger, U. (2017). Implementation of the school-based prevention programs PriMa and Torera for eating disorders: a long-term qualitative analysis of barriers and facilitators. Mental Health & Prevention, 8, 7 – 13.