Zentralbl Chir 2018; 143(S 01): S94-S95
DOI: 10.1055/s-0038-1668373
Freie Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Anatomische Segmentektomie beim nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom im Stadium I erbringt vergleichbare Langzeitergenisse verglichen mit der Lobektomie

K Sinn
1   Klinische Abteilung für Thoraxchirurgie, Medizinische Universität Wien
,
T Stork
2   Medizinische Universität Wien
,
A Steindl
2   Medizinische Universität Wien
,
G Lang
2   Medizinische Universität Wien
,
JR Matilla
2   Medizinische Universität Wien
,
S Taghavi
2   Medizinische Universität Wien
,
W Klepetko
2   Medizinische Universität Wien
,
T Klikovits
2   Medizinische Universität Wien
,
MA Hoda
2   Medizinische Universität Wien
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
05 September 2018 (online)

 

Hintergrund:

Die primär kurative Lobektomie stellt bei Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) im Frühstadium das bevorzugte chirurgische Verfahren dar. Ob im Stadium I eine anatomische Segmentektomie zu gleichen onkologischen Ergebnissen wie eine Lobektomie führt, wird jedoch kontroversiell diskutiert. Ziel dieser Studie ist es, Kurz- und Langzeitergebnisse von Patienten mit NSCLC im Stadium I hinsichtlich Resektionsausmaß (Segmentektomie vs. Lobektomie) zu untersuchen.

Methoden:

In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden Patienten mit NSCLC im Stadium I inkludiert, welche von 2006 bis 2013 an unserer Abteilung operiert wurden. Mittels Propensity Score Matching (1:1, anhand Alter, Geschlecht, kardiovaskulären Komorbiditäten, Lungenfunktion (FEV1> 60%) und Histologie) wurden die Patienten mit Segmentektomie und Lobektomie verglichen. Patienten mit neoadjuvanter und/oder adjuvanter Therapie wurden ausgeschlossen. Der Unterschied im Gesamüberleben stellte den primären Endpunkt dar.

Ergebnis:

Insgesamt wurden im Untersuchungszeitrum 385 Patienten identifiziert. 47 Patienten mit anatomischer Segmentektomie wurden 1:1 mit jenen mit Lobektomie gematcht. Stadium IA 76 (81%), IB 18 (19%); Adeno-CA 67 (71%), Plattenepithel-CA 27 (29%); VATS 25 (27%), Thorakotomie 69 (73%). Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede betreffend klinischer Parameter, Komplikationsrate (Grade 3 – 5, 0% vs. 6%) oder 90-Tages Mortalität (0% vs. 2,1%) zwischen der Segmentektomie- und Lobektomiegruppe. Der mittlere Krankenhausaufenthalt betrug 9 Tage. Die 3- und 5-Jahres Überlebensrate betrug 79% vs. 84% und 69% vs. 76%. Es zeigte sich weder ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen betreffend Gesamtüberleben (OS) (p = 0,302), noch im rezidivfreien Überleben (DFS) (p = 0,603). Auch bei Tumoren über 2 cm gab es keinen signifikanten Unterschied im OS und DFS, p = 0,728 und p = 0,432.

Schlussfolgerung:

Der Stellenwert der Lobektomie gegenüber der Segmentektomie bei NSCLC im Stadium I ist nach wie vor unklar. In unserer Kohorte erbrachte die Segmentektomie vergleichbare onkologische Langzeitergebnisse wie die Lobektomie. Jedoch sind gut konzipierte, prospektive Studien notwendig, um den Stellenwert der sublobaren Resektion im Stadium I genauer zu untersuchen.