Ultraschall Med 2018; 39(S 01): S4
DOI: 10.1055/s-0038-1670372
Posterpräsentationen
P 01 Interdisziplinär: Do. 15.11. 12:00 – 13:30
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Primäre Frakturdiagnostik mittels Ultraschall in der Notaufnahme

E Schöll
1   ORTHO-NOTFALL, Merian Iselin Klinik für Orthopädie und Chirurgie
,
N Bollinger
1   ORTHO-NOTFALL, Merian Iselin Klinik für Orthopädie und Chirurgie
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
24 October 2018 (online)

 

Einführung:

Ultraschalluntersuchung zur primären Frakturdiagnostik wird seit 2002 in der Handchirurgie verwendet und seit 2005 auch in anderen traumatologischen Disziplinen praktiziert. Während die Methode für Läsionen der Weichteile zum Goldstandard geworden ist, spielt sie in der Frakturdiagnostik eher noch eine untergeordnete Rolle, obwohl neuere Publikationen eine vergleichbare Sensitivität mit konventioneller Röntgendiagnostik sogar für tiefer gelegene Knochen zeigen. Der Point-of-care-Ultraschall entwickelt sich in jüngerer Vergangenheit zu einem universellen Hilfsmittel, welches bereits beim Transport von Patienten oder in der Notaufnahme eine akkurate Diagnostik ermöglicht.

Patienten und Methode:

Anhand von drei Fallbeispielen wird die Erstdiagnostik von Frakturen in unserer Notaufnahme mittels einer Linearsonde (14 MHz, MINDRAY TE7) im Vergleich zum später durchgeführten konventionellen Röntgen als primäre Frakturdiagnostik beschrieben.

Zoom Image
Abb. 1

Fall 1:

50-jähriger Patient nach Sturz vor einer Woche auf die rechte Seite. Das initiale Thorax-Röntgen hatte keine Frakturen und keinen Pneumothorax gezeigt. Wegen unveränderter Schmerzen im Bereich der Clavicula sowie im rechten Thorax wurde er uns zugewiesen. Die Ultraschalldiagnostik zeigte eine undislozierte Claviculafraktur (Abb. 1) sowie Rippenfrakturen 5 und 6 rechts in der Medioclavicularlinie, welche später erst in der CT verifiziert werden konnten.

Fall 2:

48-jähriger Patient, welcher 9 Tage zuvor ausgerutscht war und sich mit dem rechten Arm abgefangen hatte, seither Schmerzen im Bereich der langen Bizepssehne und bei Aussenrotation. Die Ultraschalldiagnostik konnte die gering dislozierte Fraktur des Tuberculum majus klar zeigen (Abb. 2), im Röntgenbild wurde die Diagnose einer Tendinosis calcarea ohne Frakturverdacht gestellt.

Fall 3:

75-jährige Patientin, welche gestolpert und direkt auf das rechte Knie gefallen war. Die primäre Sonografie und Röntgendiagnostik kamen zum gleichen Ergebnis der Patellalängsfraktur (Abb. 3).

Schlussfolgerung:

Muskuloskelettaler Ultraschall als primäre Bildgebung in der Frakturdiagnostik ist ein suffizientes Werkzeug zur korrekten Diagnosestellung in der Notfallaufnahme. Jegliche oberflächennahe Knochen, wie die in dieser Publikation dargestellten Clavicula- und Patellafrakturen, sind mit hochauflösenden Schallköpfen wesentlich einfacher darstellbar als tiefere. Unabdingbar für die Interpretation des Bildes ist die Kenntnis der Knochenanatomie sowie des umgebenden Bindegewebes.