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DOI: 10.1055/s-0039-1685018
Bi-allelische Mutation des WAR2-Gens: eine seltene Ursache schwerer mentaler Retardierung und hyperkinetischer Bewegungsstörung
Publication History
Publication Date:
06 May 2019 (online)
Hintergrund:
Ein 31-jähriger Patient, welcher seit dem 15. Lebensmonat unter einer schweren geistigen und motorischen Entwicklungsverzögerung litt, stellte sich vor mit ausgeprägter hyperkinetischer Bewegungsstörung, Rollstuhlpflichtigkeit, Kontrakturen, mentaler und körperlicher Retardierung (150 cm, 26 kg). Eine basale nonverbale Kommunikation war möglich. Erste Symptome traten in zeitlichem Zusammenhang mit einem fieberhaften Infekt nach einer Polio-Impfung auf, welche in Gutachten als ursächlich angesehen wurde. Die nicht-konsanguinen Eltern und die Schwester waren gesund.
Methoden:
Es wurde eine Trio-Exomsequenzierung des Patienten und der Eltern durchgeführt.
Ergebnisse:
Bei dem Patienten wurden klinisch relevante compound-heterozygote Varianten im WAR2-Gen nachgewiesen. Die Variante c.149G>A wurde von der Mutter vererbt und ist bislang nicht in der Literatur beschrieben. Die Variante c.37T>G wurde vom Vater vererbt.
Diskussion:
Das WAR2-Gen kodiert für die mitochondriale Form der Tryptophanyl-tRNA-Synthetase. Aminoacyl-tRNA-Synthetasen katalysieren die Acetylierung der tRNA durch ihre entsprechende Aminosäure und zählen vermutlich zu den phylogenetisch ältesten Proteinen. Mutationen im WARS2-Gen verursachen heterogene Krankheitsbilder, meist mit schwerer geistiger/motorischer Entwicklungsstörung, Laktatazidose und ggf. epileptischen Anfällen (Neurodevelopmental disorder, mitochondrial, with abnormal movements and lactic acidosis, with or without seizures (NEMMLAS)).