RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0039-1688147
Pflegebedürftigkeit bei Diabetes-Patienten in spezialisierter diabetologischer Betreuung
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
07. Mai 2019 (online)
Fragestellung:
Diabetespatienten haben ein erhöhtes Risiko für Pflegebedürftigkeit. Anhand von DPV-Registerdaten soll die Frage geklärt werden, wie hoch der Anteil pflegebedürftiger Diabetespatienten in diabetologischer Betreuung ist und es sollen die Charakteristika dieser Patientengruppe beschrieben werden.
Methodik:
Datengrundlage bildet das Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV)-Register mit 498 453 Patienten (03/2018) aus 471 diabetologischen Zentren Deutschlands, Österreichs, der Schweiz und Luxemburg. Über eine Stichwortsuche in Diagnosefeldern konnten Patienten mit Pflegebedarf selektiert und mittels deskriptiver Statistik (SAS 9.4) ausgewertet werden. Der Anteil an jungen pflegebedürftigen Patienten wurde mit Daten des statistischen Bundesamts von 2017 verglichen (www.destatis.de).
Ergebnisse:
Insgesamt befanden sich 5490 Pflegebedürftige unter den Patienten im Register (1,1%), davon 640 Kinder und Jugendliche (mittleres Alter 10,4 ± 4,0 Jahre) und 4850 Patienten über 18 Jahren (88,3%, 77,3 ± 11,2 Jahre). Davon 92,7% (n = 4497) mit Typ 2, 4,3% (n = 210) mit Typ 1, 3,0% (n = 143) mit anderen Diabetesformen. Der Frauenanteil lag bei 61%, die mittlere Diabetesdauer betrug 13,7 ± 10,5 Jahre, der mittlere BMI 29,0 ± 6,5 kg/m2 und der HbA1c 7,9 ± 2,0%. Insulintherapie erhielten 79,4%, mit einer mittleren Tagesdosis von 45,7 ± 32,9 IE. Das Alter bei Pflegebeginn betrug 77,0 ± 11,3 Jahre, bei T1D 63,0 ± 20,5 Jahre, bei T2D 78,0 ± 9,7 Jahre. Diabetespatienten unter 15 Jahren (n = 534) hatten eine 1,5-fach erhöhte Chance auf Pflegebedürftigkeit (95%-Konfidenzintervall: [1,4 – 1,7]) verglichen mit Gleichaltrigen der Allgemeinbevölkerung.
Schlussfolgerung:
Erwartungsgemäß haben die meisten pflegebedürftigen Diabetespatienten ein hohes Alter und T2D; allerdings gibt es auch Kinder und Jugendliche, ebenso wie Erwachsene mit T1D und Pflegebedarf. Ursachen und Art des Pflegebedarfs müssen weiter untersucht werden. Versorgungsforschung und patientenorientierte Wissenschaft sollten der Pflege und ihrer Vermeidbarkeit mehr Aufmerksamkeit widmen.