Untersuchung der prädiktiven Faktoren für den Geburtsmodus bei Schwangeren mit Typ 1 Diabetes mellitus

Hintergrund:

Die Rate an Kaiserschnitten liegt bei Schwangere mit Typ 1DM trotz aller therapeutischer Bemühungen und technischer Neuerungen und trotz steigendem Anteil an hochmotivierten gut eingestellten gesunden jungen Frauen in diesem Kollektiv, unverändert bei > 60% und die Rate an Kindern mit einem Geburtsgewicht > 90% (LGA) bei über 30%. In der Literatur werden zum Teil Kaiserschnittraten von über 70% und LGA-Raten bis 40% auch in neueren Publikationen, wie der CONCEPTT-Studie (> 50%!) beschrieben.

Patientinnen und Methode:

Von insgesamt 263 Schwangerschaften mit Typ 1 Diabetes, die zwischen 1991 und 2018 in unserem Kompetenzzentrum für Diabetes und Schwangerschaft betreut wurden liegen von 178 Einlingsgeburten nach 37 vollendeten Schwangerschaftswochen die Outcomedaten vollständig vor. Davon waren 146 intendierte vaginale Geburten (TVB). Häufigkeitsanalysen und Gruppenvergleiche zwischen den vaginal beendeten und denen, die sekundär sektioniert wurden, erfolgten mit SPSS.

Ergebnisse:

Von 146 mit TVB wurden 85 (58,2%) vaginal entbunden. Einen signifikanten Einfluss auf die vaginale Entbindung zeigte in der multivariaten Analyse nur der Z.n. Spontangeburt (OR 6.3 CI 1.7 – 22.5) und die Diabetesdauer (OR 0.9 CI 0.88 – 0.97). Pro zusätzliches Jahr Diabetesdauer sinkt somit die Wahrscheinlichkeit vaginal zu entbinden um 10%. Exzessive Gewichtszunahme, Z.n. Sectio und ein Bolusmanager zeigten keinen Einfluss.

Diskussion:

Für die Beratung von Schwangeren mit Typ 1 Diabetes mellitus am Ende der Schwangerschaft über das zu erwartendem Outcome und den zu wählenden Geburtsmodus liegen keine aktuellen Studiendaten vor. Mit unserer Studie wird erstmals eine aktuelle Datenanalyse zur Verfügung gestellt, die die Beratungsqualität von Schwangeren mit Typ 1 DM verbessern kann.