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DOI: 10.1055/s-0041-106581
Warum Medizin studieren?
Beweggründe von Studierenden für ein MedizinstudiumWhy medicine? Analyzing studentsʼ motives for studying medicinePublication History
Publication Date:
21 October 2015 (online)
Zusammenfassung
Hintergrund | Trotz stetig steigender Arztzahlen ist der Ärztemangel nach wie vor eines der größten Probleme im bundesdeutschen Gesundheitswesen. Ziel der vorliegenden Studie ist eine über den bisherigen Kenntnisstand hinausgehende, detaillierte und geschlechterspezifische Analyse aktueller Beweggründe, Medizin zu studieren, um daraus Implikationen für die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung der kommenden Jahre abzuleiten.
Methode | Medizinstudierende an den Standorten Duisburg-Essen und Münster wurden unter Verwendung eines Online-Fragebogens nach ihren Beweggründen für die Entscheidung zum Medizinstudium gefragt. 13 Aussagen konnten mittels einer 5-stufigen Likert-Skala hinsichtlich ihrer Wichtigkeit bewertet werden. Die Auswertung erfolgte deskriptiv unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Standort und Studienabschnitt bzw. analytisch nach Dichotomisierung der Daten in Ablehnung und Zustimmung als Subgruppenanalyse mittels logistischer Regression.
Ergebnisse | An der freiwilligen Umfrage nahmen 1545 Studierende teil (64,5 % weiblich). „Vielfältige Arbeitsbereiche“, „Abwechslungsreiche Tätigkeit“, „Patienten helfen“, „Wissenschaftliches Interesse“ und „Gute Berufsaussichten“ waren in absteigender Häufigkeit die am meisten angegebenen Beweggründe für ein Medizinstudium. Der Aspekt des Helfens war für Frauen – absolut gesehen – wichtiger als für Männer, diese bewerteten karriereorientierte Punkte wie Ansehen, Verdienst etc. höher als Frauen dies taten. Lediglich ca. 8 % der Befragten, unabhängig vom Geschlecht, sahen in einer „guten Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ einen Beweggrund für die Entscheidung zum Medizinstudium.
Schlussfolgerung | Ergebnisse dieser Erhebung können perspektivisch dazu beitragen, ärztliche Arbeitsfelder so zu gestalten, dass diese auch für die heranwachsende Medizinergeneration attraktiv bleiben: eine anspruchsvolle, erfüllende und familienkompatible Tätigkeit, mit der Option, „Karriere zu machen“ für diejenigen, die dies wünschen – unabhängig vom Geschlecht. Des Weiteren sollte man darüber hinausgehend studiums- und berufsbegleitende Maßnahmen (z. B. „Coaching on the job“) zur besseren Passung von geschlechtsspezifischen Beweggründen und Karrierepfaden anbieten.
Abstract
Background: Despite increasing numbers of physicians, shortage of doctors is a predominant problem in the German health care system.
Aim: Aim of the present study is a detailed and gendered analysis of current motives to study medicine in order to deduce implications for securing medical care in the future.
Methods: Study motives of medical students from Duisburg-Essen and Muenster were assessed using an online questionnaire. 13 given motives had to be rated on a 5 point Likert-scale according to their relevance for the decision to study medicine. Descriptive analysis regarding age, gender, location and study period was performed and a dichotomization of data (agreement vs. disagreement) was undertaken for logistic regression analysis.
Results: 1545 medical students took part in the survey (64.5 % female). “Many-faceted workspaces”, “varied tasks”, “helping patients”, “scientific interest” and “good career prospects” – backward-sorted – were the most frequent study motives indicated by medical students. The aspect “helping patients” was more important to female than to male students, the latter rated career-associated motives e. g. income, reputation etc. as more relevant. Only for about 8 % of the respondents – independently of gender – compatibility of job and family was a motive to study medicine.
Conclusion: Perspectively, results of this study could help to shape medicine in a way that will appeal to the growing up generation of doctors: a sophisticated, demanding and fulfilling occupation compatible with family with options to carve out a career for those who want to – regardless of gender. Furthermore, coaching programs paralleling either medical studies or work as clinician should be considered to improve the matching of gender-specific study motives and careers.
* Geteilte Erstautorenschaft
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