Aktuelle Neurologie 2016; 43(01): 41-49
DOI: 10.1055/s-0041-111320
Aktueller Fall
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verbales Lernen und verbale Merkfähigkeit bei einem Patienten mit Arbeitsgedächtnisbeeinträchtigung

Auditory Verbal Learning and Verbal Memory in a Case of Pathological Working Memory Deficit
J. Dittmann
1   Albert-Ludwigs-Universität, Germanistische Linguistik, Freiburg i. Br.
,
S. Abel
2   University of Manchester, School of Psychological Sciences, Manchester, United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland
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Publication Date:
09 February 2016 (online)

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Zusammenfassung

Wir stellen einen Patienten vor, der unter einer selektiven pathologischen Beeinträchtigung des verbalen Arbeitsgedächtnisses leidet („Phonological Short-Term Memory Syndrome“). Um die Lern- und Merkfähigkeit des Patienten zu überprüfen, haben wir mit ihm den Verbalen Lern- und Merkfähigkeitstest (VLMT) durchgeführt Unsere Hypothese war, dass der Patient bei den Anteilen der Aufgabe, die die unmittelbare Merkfähigkeit testen (das verbale Arbeitsgedächtnis), schlechter abschneidet als eine angepasste Gruppe von Kontrollpersonen. Bei den Lernaufgaben (die das Langzeitgedächtnis betreffen) sollte er hingegen Leistungen zeigen, die im Bereich des Abschneidens der Kontrollpersonen liegen. Die Hypothese konnte bestätigt werden. Unsere Studienergebnisse interpretieren wir als Beleg für den Nutzen des Arbeitsgedächtnismodelle von A. Baddeley mit seiner funktionalen Aufteilung von Arbeits- und Langzeitgedächtnis für die neuropsychologische Klinik und Forschung.

Abstract

We present a patient with selective impairment of verbal working memory (‘phonological short-term memory syndrome’). In order to assess verbal learning and verbal retention, we performed a German test, called Verbaler Lern- und Merkfähigkeitstest (Verbal Learning and Memory Retention Test). We hypothesized that the patient’s performance would be below that of a control group in tasks involving immediate retention, namely in verbal working memory tasks whereas in learning tasks that involve long-term memory, his performance would be normal. The results verified our hypothesis. The study results are interpreted as evidence for the usefulness of A. Baddeley’s model of working memory, with its distinction of short- and long-term memory, for neuropsychology in clinical and research settings.