Zusammenfassung
Ziel der Studie: Für Kinder und Jugendliche mit stark erhöhtem Kariesrisiko wurde durch die LAGZ (Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege) Rheinland-Pfalz im Jahr 2004 die selektive Intensivprophylaxe (SIP) etabliert. Vergleichbare Programme existieren in den meisten deutschen Bundesländern in unterschiedlicher Ausprägung. Die Ergebnisse der schulzahnärztlichen Untersuchungen der Erstklässler im Bundesland Rheinland-Pfalz im Schuljahr 2013/2014 werden nach Prophylaxeprogramm („Aktivprogramm Jugendzahnpflege“ [SIP] gegenüber Standardprogramm [SP]) betrachtet. Hierbei sollen die innerschuljährlichen Auswirkungen auf das teilnehmende Kollektiv beleuchtet werden. Des Weiteren soll untersucht werden, ob die SIP tatsächlich die Kinder mit der höchsten Karieserfahrung erreicht.
Methodik: Instruierte Schulzahnärzte in Rheinland-Pfalz erhoben im Schuljahr 2013/2014 den d3mft/D3MFT-Index nach WHO-Kriterien. Gemäß diesen wurde Karies bei Dentinbefall als solche diagnostiziert; röntgenologische Methoden oder fiberoptische Methoden standen nicht zur Verfügung. Die Untersuchungen fanden schuljährlich einmalig im SP; 2-malig in der SIP statt. Schüler und Eltern wurden bei Behandlungsbedarf stets informiert und nach daraufhin nicht erfolgter Vorstellung beim Zahnarzt einmalig erinnert. Aus den erhobenen d3mft/D3MFT-Werten wurde der Significant Caries Index (SiC) berechnet. Die statistischen Berechnungen wurden mit SPSS 22.00. durchgeführt.
Ergebnisse: Insgesamt 25 020 Erstklässler waren nach d3mft/D3MFT auswertbar. Hiervon nahmen n=1164 Erstklässler im Schuljahr 2013/2014 am SIP in Rheinland-Pfalz teil; bei n=1002 lagen die Ergebnisse beider zahnärztlichen Untersuchungen vor. Die Karieserfahrung der Erstklässler in der SIP überstieg signifikant diejenige der Teilnehmer des SP (41,8% Naturgesunde gegenüber 61,7%, p<0,0001), d3mft 2,71 gegenüber 1,21, p<0,0001). Deutlich erkennbar war der Unterschied zwischen 1. Untersuchung und 2. Untersuchung in der SIP besonders hinsichtlich des zahnbezogenen (43,2% gegenüber 54,2%, p<0,0001) und individuellen Sanierungsgrades (16,0% gegenüber 23,0%, p<0,0001).
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass die SIP in Rheinland-Pfalz tatsächlich in einer besonders karieserfahrenen Population durchgeführt wird. Der signifikante Unterschied bezüglich Sanierungsgrad zwischen 1. und 2. Untersuchung lässt den Schluss zu, dass häufig Aufgrund von schulzahnärztlich diagnostiziertem Behandlungsbedarf ein Zahnarzt zur Therapie aufgesucht wurde.
Abstract
Aim: For children and adolescents at increased risk of caries, the “Selective Intensive Prophylaxis” (SIP) programme was established in Rhineland-Palatinate in 2004, as well as in the most other German states. This study compares the results of the school dentists’ evaluations of first grade school children in 2013/2014 participating in the “Selective Intensive Prophylaxis” (SIP) programme or the “Standard Programme” (SP).
Methods: The d3mft/D3MFT index was recorded by school dentists according to the WHO criteria; caries was diagnosed if dentin was affected; no radiography or fiber-optic transillumination was used. The examinations were performed once under the SP and twice under the SIP. Children and parents were informed in case of a need for treatment and reminded if the did not see the family dentist. Out of the evaluated d3mft/D3MFT values, the Significant Caries Index (SiC) was calculated. Statistical computing was performed using SPSS 22.00.
Results: Of all first graders, n=25 020 were evaluable for d3mft/D3MFT. Altogether n=1 164 first graders were included into the SIP in the 2013/2014 term; for n=1 002 of those, the results for both examinations were available. The caries experience of those pupils participating in the SIP was clearly higher than in the SP (41.8% naturally healthy vs. 61.7%, p<0.0001). There was significant difference between the first and second examination in the SIP, especially with respect to individual (16.0 vs. 23.0%, p<0.0001) and tooth-related (43.2 vs. 54.2%, p<0.0001) level of restoration.
Conclusion: The results show that the SIP in Rhineland-Palatinate is conducted in a population with high caries experience. The significant difference concerning the dental restoration level, both individual- and teeth-related – leads to the conclusion that children frequently sought dental treatment if a need for treatment was diagnosed by the school dentist.
Schlüsselwörter
Karies - Kindheit - SIP - Mundgesundheit - Selektive Intensivprophylaxe
Key words
caries - childhood - SIP - oral health - intensified dental preventive programme