Aktuelle Rheumatologie 2017; 42(02): 143-150
DOI: 10.1055/s-0042-118596
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation in der Praxis

Behavioural Medicine Oriented Rehabilitation in Practice
Monika Dorn
1   Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen
,
Uwe Polnau
1   Rehazentrum Bad Eilsen, Bad Eilsen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. Februar 2017 (online)

Zusammenfassung

Die verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation (VOR) ist eine spezifische, multimodale Behandlungsform innerhalb der medizinischen Rehabilitation. Sie beinhaltet komplexe psychologische Interventionen, die sowohl durch Gruppen- als auch Einzeltherapien geprägt sind. Eine Indikation besteht für Patienten mit somatischen Erkrankungen, bei denen eine psychische Belastung bzw. komorbide psychische Störung vorliegt. Die Zielgruppe im Bereich der muskuloskelettalen Erkrankungen sind Patienten mit chronischen Schmerzen und psychischen Beeinträchtigungen, durch die der Krankheitsverlauf negativ beeinflusst wird. Im Rahmen der VOR können Patienten mit einem zunächst eher somatisch geprägten Krankheitsverständnis intensiviert unterstützt werden, sich eine erweiterte Sichtweise der Beschwerden und vor allem der Behandlungsmöglichkeiten zu erschließen. Die VOR stellt somit eine sinnvolle Ergänzung der rehabilitativen Versorgung im Sinne eines Bindeglieds zwischen Somatik und Psychosomatik dar. Im vorliegenden Beitrag werden klinische Erfahrungen mit der Umsetzung der VOR in einer Schwerpunktklinik für Orthopädie und Rheumatologie beschrieben. Die Rehabilitandenstruktur ist typisch für eine Klinik eines Regionalträgers der Deutschen Rentenversicherung (ehemalige Arbeiterrentenversicherung), wobei ein hoher Anteil an schmerz- und mehrfach belasteten Patienten zu verzeichnen ist. Insgesamt handelt es sich um eine sozialmedizinisch anspruchsvolle Gruppe. Die Behandlungsform VOR erfährt nach erster Einschätzung eine hohe Akzeptanz bei Patienten und Therapeuten. Das Konzept stellt hohe Anforderungen an das interprofessionelle Team. Gerade vor diesem Hintergrund hat sich die sehr strukturierte Implementierung in enger Anbindung an die Klinikleitung und das interne Qualitätsmanagementsystem als hilfreich erwiesen.

Abstract

Behavioural Medicine Oriented Rehabilitation (VOR) is a specific multimodal form of treatment within medical rehabilitation. It includes complex psychological interventions, which are characterised by group and individual therapies. VOR is indicated in physically ill patients with psychological problems or comorbid mental disorders. The target group in the field of musculoskeletal diseases are patients with chronic pain and psychological problems which negatively influence the course of disease. Within VOR, patients with a somatic-orientated comprehension/understanding of disease can be intensively supported to gain a wider perspective of health problems and treatment options. Therefore, VOR is a useful supplement of rehabilitative healthcare and a link between somatic and psychosomatic rehabilitation. This article describes the clinical experience with the implementation of VOR in a rehabilitation centre focusing on Orthopaedics and Rheumatology. The patient structure is typical of a rehabilitation centre operated by a regional provider of the German pension fund (“blue-collar workers”) with a high ratio of pain patients and multiply affected patients. All in all, the group is challenging with regard to social medicine. Preliminary data suggest that VOR is readily accepted by patients and therapists. This approach is highly demanding for the interprofessional team. In this regard, a very structured implementation closely linked to clinic management and the internal quality control system has proved to be helpful.