Klin Monbl Augenheilkd 2017; 234(04): 600-603
DOI: 10.1055/s-0042-123228
Der interessante Fall
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Optische Kohärenztomografie bei photodynamischer Therapie eines diffusen Aderhauthämangioms bei Sturge-Weber-Syndrom

Optical Coherence Tomography (OCT) in Diffuse Choroidal Haemangioma in Sturge-Weber Syndrome Treated with Photodynamic Therapy
B. M. Stoffelns
Augenklinik der Universitätsmedizin, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
,
P. Laspas
Augenklinik der Universitätsmedizin, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. Februar 2017 (online)

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Hintergrund

Beim Sturge-Weber-Syndrom – Synonyme: enzephalotrigeminale, enzephalofaziale oder meningofaziale Angiomatose – handelt es sich um eine seltene kongenitale Erkrankung, die zu den sog. Phakomatosen gezählt wird [1]. Das Auftreten ist sporadisch mit einer geschätzten Häufigkeit von ca. 1/50 000 Lebendgeburten. Charakterisiert ist das Krankheitsbild durch Gefäßfehlbildungen, die das zentrale Nervensystem, die Haut und die Augen betreffen können. Durch die ZNS-Beteiligung entwickeln 50–90 % der Kinder eine Epilepsie, 30–45 % leiden an Kopfschmerzen und in 50–60 % zeigen sich Entwicklungsverzögerungen und geistige Retardierung. Ein klassisches Merkmal des Sturge-Weber-Syndroms ist der sog. Naevus flammeus der Gesichtshaut, im Angloamerikanischen auch „Port Wine Stain“ genannt. Im Bereich der Augen können sich Hämangiome der Konjunktiva, Episklera, Iris, des Ziliarkörpers und der Aderhaut finden, die ipsilateral auf der Seite der Hautläsion lokalisiert sind. Die häufigste Augenkomplikation des Sturge-Weber-Syndroms ist in 30–70 % der Fälle ein Sekundärglaukom, wobei 60 % davon innerhalb des 1. Lebensjahrs auftreten, die restlichen 40 % entwickeln sich in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter [2]. Diffuse Aderhauthämangiome entwickeln sich in ca. 40 % der Fälle. Häufig ist die Symptomatik gering und die Hämangiome bleiben unentdeckt. Jedoch kann bei den betroffenen Kindern eine exsudative Netzhautablösung mit unbemerkter Refraktionsänderung auch zu einer Amblyopie mit dauerhaftem Visusverlust führen. Als Primärbehandlung von Aderhauthämangiomen hat sich in den letzten Jahren zunehmend die photodynamische Therapie (PDT) mit Verteporfin etabliert gegenüber der perkutanen fraktionierten Strahlentherapie [3].

Die vorliegende Kasuistik zeigt die Befunde der optischen Kohärenztomografie (OCT) eines Kindes mit Sturge-Weber-Syndrom, das einen einseitigen Visusverlust durch exsudative Netzhautablösung erlitt infolge eines Aderhauthämangioms am hinteren Augenpol und anschließend mit photodynamischer Therapie erfolgreich behandelt wurde.