Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2018; 53(05): 380-386
DOI: 10.1055/s-0042-124408
Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Obere Altersgrenze bei ambulanter Anästhesie: Möglichkeiten und Risiken

Upper Age Limit in Outpatient Anesthesia: Opportunities and Risks
Tobias Hüppe
,
Nicole Kneller
,
Alexander Raddatz
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Publication History

Publication Date:
17 May 2018 (online)

Zusammenfassung

Zahlreiche Operationen werden heute auch noch in höherem Lebensalter ambulant durchgeführt. Dieser Übersichtsartikel stellt die Vorteile der ambulanten Anästhesie bei älteren Patienten dar, zeigt aber auch die Risiken einer zu frühen Entlassung auf. Für den klinischen Alltag werden praktische Hilfestellungen für die Patientenauswahl gegeben und Risikofaktoren für eine ungeplante stationäre Aufnahme identifiziert.

Abstract

Ambulatory surgery in elderly patients continues to increase – avoiding hospitalization and thus postoperative cognitive dysfunction in older patients being its major objectives. An upper age limit in outpatient anesthesia does not exist to date. However, functional rather than chronological age is crucial in patient selection. In consensus discussion, baseline functional status should be evaluated regularly – defined as everyday behaviors necessary to maintain daily life and encompassing areas of physical, cognitive, and social functioning. Moreover, frailty in elderly patients can be quantified objectively and is associated with increased perioperative morbidity in ambulatory general surgery. The decision for or against outpatient anesthesia therefore remains a case-by-case decision which should be discussed within a team.

Kernaussagen
  • Immer mehr Operationen werden auch noch in höherem Alter ambulant durchgeführt.

  • Die Hospitalisierung des älteren Patienten zu vermeiden, stellt eines der wichtigsten Therapieziele dar. Häufig kann dadurch eine postoperative kognitive Dysfunktion verhindert werden.

  • Eine „obere Altersgrenze“ für die ambulante Anästhesie existiert bislang nicht. Das biologische und das funktionale Alter sind bei der Patientenauswahl wichtiger als das kalendarische Alter.

  • Im Aufklärungsgespräch sollte der „funktionelle Status“, also der Grad der Beeinträchtigung von Alltagsfunktionen, bewertet werden.

  • Die „Frailty“ des älteren Patienten kann objektiv quantifiziert werden und ist ein Prädiktor für postoperative Komplikationen.

  • Letztlich ist die Entscheidung „ambulant oder stationär“ immer eine Einzelfallentscheidung, die im Konsens mit den mitbehandelnden Kollegen getroffen werden sollte.