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DOI: 10.1055/s-0042-1756051
Geschlechterunterschiede bei suchtbelasteten Partnerschaften in der Allgemeinbevölkerung
Einleitung Suchterkrankungen sind mit gravierenden gesundheitlichen Auswirkungen auf das soziale Umfeld verbunden, insbesondere bei engen interpersonellen Beziehungen. Mehrheitlich erlauben vertiefende Studien aufgrund eines extrem niedrigen Männeranteils an Befragten keine Aussagen zu Geschlechterdifferenzen.
Material und Methodik In der repräsentativen Bevölkerungsstudie GEDA (N=24.824) gaben 266 Frauen und 81 Männer an, in einer Partnerschaft mit in den letzten 12 Monaten bestehender Suchtproblematik zu leben. Mittels standardisierter Fragebögen wurden soziodemographische Faktoren, Art der Suchtproblematik, gesundheitliche Belastungen und Resilienzen sowie die Inanspruchnahme medizinischer Versorgungsleistungen erhoben und mittels parametrischer und nonparametrischer Verfahren auf Geschlechterunterschiede analysiert.
Ergebnisse Es ergaben sich keine Geschlechterunterschiede bzgl. des Anteils Verheirateter bzw. mit dem/der Partner*in zusammenlebenden Betroffenen. Betroffene Männer wiesen einen höheren Bildungshintergrund auf, gaben häufiger an, von einer Medikamentenabhängigkeit mitbetroffen zu sein und wiesen eine höhere allgemeine Selbstwirksamkeitserwartung sowie häufiger einen riskanten Alkoholkonsum auf. Frauen wiesen erhöhte Depressionswerte, eine geringere Lebenszufriedenheit, häufigere Inanspruchnahme der medizinischen Basisversorgung sowie tendenziell eine höhere Suchtbelastung in der Herkunftsfamilie auf. Die Geschlechterunterschiede hinsichtlich gesundheitlicher Beeinträchtigungen waren moderat und entsprechen den bekannten Geschlechterunterschieden in der Allgemeinbevölkerung bei insgesamt erhöhter Morbidität bei beiden Geschlechtern.
Zusammenfassung Während deutlich mehr Frauen in suchtbelasteten Partnerschaften leben, entsprechen die Befunde hinsichtlich gesundheitlicher Beeinträchtigungen weitgehend den bekannten Geschlechterdifferenzen in der Allgemeinbevölkerung. Die äußerst geringe Inanspruchnahme von Hilfeangeboten durch betroffene Männer ist nicht durch eine geringere Belastung erklärbar. Implikationen für zukünftige Forschung und Versorgung werden diskutiert.
Publication History
Article published online:
30 August 2022
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Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany