Zusammenfassung
Der Artikel erläutert die praktische Umsetzung eines Antibiotic Stewardship (ABS) in der Klinik. Bei steigender Prävalenz von resistenten Bakterien ist die Ärzteschaft aufgefordert, Antibiotikaverordnungen kritisch zu hinterfragen und zu reduzieren. ABS-Programme sollen dies unterstützen. Hierbei muss insbesondere das Engagement der Klinikleitungen im ABS besser werden. Das Problembewusstsein für den Antibiotikaverbrauch muss besser werden und die Daten darüber intern transparent kommuniziert werden. Jedoch auch in der Ärzteschaft gibt es Schulungsbedarf. Das pathophysiologische Verständnis sowie die akkurate Diagnostik von Infektionserkrankungen müssen verbessert werden. Ärzte brauchen den Mut, auf Antibiotika zu verzichten. Der Konsens innerhalb einer Abteilung und eines Krankenhauses zur Vorenthaltung von Antibiotika muss gestärkt werden. Dabei muss jedoch auch das Bewusstsein steigen, die Sepsis als Notfall zu behandeln und dabei primär die Fokussanierung anzustreben und nicht nur die schnelle Antibiotikatherapie. Die mikrobiologische Präanalytik ist von entscheidender Bedeutung. Hier müssen weniger Abstriche, sondern mehr aussagekräftige Analysemethoden wie Blutkulturen oder invasive Proben angestrebt werden. Schließlich kommt der Interaktionen zwischen Klinikern, Mikrobiologen und Krankenhaushygienikern ein hoher Stellenwert zu.
Das Problem ist erkannt: Hoher Antibiotikaeinsatz fördert die Selektion resistenter Erreger. Um die „Ressource“ Antibiotikum zu erhalten, bedarf es eines grundlegenden Umdenkens. Dieser Beitrag stellt die Bausteine einer interdisziplinären Strategie zum Antibiotikaeinsparen vor: intensivere Diagnostik mit besserer mikrobiologischer Analytik, bessere Dosierungen und vor allem Mut, in gewissen Situationen auf Antibiotika (zunächst) zu verzichten.
Abstract
The article explains the practical implementation of Antibiotic Stewardship (ABS) in the clinic. With increasing prevalence of resistant bacteria, the medical profession is challenged to critically question and reduce antibiotic prescriptions. ABS programs are designed to support this. In particular, the involvement of clinic management in the ABS has to improve. There has to be a greater awareness of problems associated with antibiotic use and the data about it must be communicated transparently within the hospital. However, there is also a need for training in the medical profession. The pathophysiological understanding as well as the accurate diagnosis of infectious diseases must be improved. Doctors need courage to forego the use of antibiotics. The consensus within a department and a hospital for withholding antibiotics must be strengthened. However, the awareness of sepsis as an emergency needs to be raised as well, and it is important to focus on hygiene issues and not just on the rapid antibiotic therapy. Microbiological pre-analysis is of crucial importance. In this case, fewer swabs, but more meaningful analytical methods, such as blood cultures or invasive probes, must be attempted. Finally, interactions between clinicians, microbiologists and hospital hygienists are of great importance.
Schlüsselwörter
Antibiotika - Resistenzen - Antibiotic Stewardship - Verbrauchsdichte
Key words
antibiotics - resistance - antibiotic stewardship - consumption density