Gesundheitswesen 2018; 80(10): 910-915
DOI: 10.1055/s-0043-101517
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Kosten von MRSA in der stationären geriatrischen Versorgung von Patienten am Lebensende (End-of-Life Care)

Costs of Medial Care of MRSA Patients at the End-of-Life in a Geriatric Ward
Thomas Adelhardt
1   Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg
,
Stefanie Hessemer
1   Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg
,
Katrin Docter
1   Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg
,
Cornel Sieber
2   Institut für Biomedizin des Alterns, Friedrich-Alexander-Universitat Erlangen-Nurnberg, Nürnberg
,
Christoph Ostgathe
3   Palliativmedizinische Abteilung, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen
,
Oliver Schöffski
1   Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Mai 2017 (online)

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Zusammenfassung

Ziel Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Frage, welche finanziellen Auswirkungen das Auftreten von MRSA in einer geriatrischen Abteilung eines deutschen Krankenhauses bei Patienten am Ende des Lebens hat. Dabei sollen die Hauptkostentreiber identifiziert sowie die Kosten beziffert werden.

Methodik Eine retrospektive Analyse in einem Zeitraum von einem Jahr wurde für eine geriatrische Abteilung in einem Krankenhaus der Schwerpunktversorgung durchgeführt. Hierbei wurden neben der Verweildauer und den Gesamtkosten des Falls auch einzelne Kostenkategorien wie Personal- und Sachkosten erfasst. Um einen Kostenvergleich von MRSA-positiven und -negativen Patienten zu ermöglichen, wurde ein Matching-Verfahren durchgeführt.

Ergebnisse Insgesamt wurden 107 Fälle betrachtet, wovon bei 27 Fällen ein positiver MRSA-Befund vorlag. Bei Patienten mit positivem Befund konnte eine höhere durchschnittliche Verweildauer (16,93 vs. 15,05 Tage) und höhere durchschnittliche Gesamtkosten (6 601,32 vs. 5 984,78 €) des Falls beobachtet werden. Die beobachteten Unterschiede bei der Verweildauer zwischen Patienten mit positivem und negativem MRSA-Befund waren dabei jedoch nicht statistisch signifikant. Bei MRSA-Patienten konnten signifikant höhere Personalkosten des Pflegedienstes pro Tag in der Fallgruppe der Patienten mit unterdurchschnittlich hohen Gesamtkosten gezeigt werden. Diese lagen bei den MRSA-Patienten bei 97,18 € bzw. bei Nicht-MRSA-Patienten bei 80,44 €. Gegenläufige Tendenzen zeigten sich für die Personalkosten des ärztlichen Dienstes, des medizinisch-technischen Dienstes und den Sach- und Personalkosten der nichtmedizinischen Infrastruktur.

Schlussfolgerung Obwohl wir zeigen konnten, dass MRSA-Patienten auf der geriatrischen Station eine längere Verweildauer sowie höhere Gesamtkosten aufweisen, ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen MRSA-positiven und -negativen Patienten. Als ein Hauptkostentreiber in der Versorgung von Patienten mit MRSA konnten die Personalkosten des Pflegedienstes pro Tag identifiziert werden. Daher kann ein Ansatzpunkt zur effektiveren und effizienteren Versorgung in einer Analyse der Prozesse in Hinblick auf die Pflege von MRSA-positiven Patienten liegen. Die Versorgung von MRSA-Patienten war auf der betrachteten geriatrischen Station nicht in jeder betrachteten Kostenkategorie zwingend mit höheren Kosten im Vergleich zu Nicht-MRSA Patienten verbunden.

Abstract

Objective The present study addresses the financial effects of incidences of MRSA in the geriatric ward of a German hospital on patients receiving end-of-life care. The main cost drivers will be identified and the costs calculated.

Methodology A retrospective analysis for a period of one year was conducted for the geriatric ward of a German hospital. In addition to the duration of the patient’s stay and the total costs of his/her case, individual cost categories such as personnel and material costs were also examined. In order to enable a cost comparison of MRSA-positive and MRSA-negative patients, matching was used. T-tests were used for purposes of comparison with the case groups.

Findings A total of 107 cases were included in the study; in 27 of these cases, MRSA was detected. Patients with MRSA were found to have a longer average stay and to incur higher average costs. There were no statistically significant differences in the duration of hospital stay between MRSA-positive and MRSA-negative patients. Furthermore, no statistically significant differences were seen in the total costs per case. Significantly higher daily personnel costs for nursing staff were observed for MRSA-positive patients in the case group of patients with lower than average total costs. For MRSA-positive patients, these costs amounted to € 97.18, while MRSA-negative patients incurred € 80.44 in costs. Costs of doctors, medical technicians and non-medical personnel and material costs for infrastructure showed an opposite tendency. If the case groups for different total costs are not considered, no significant differences between MRSA-positive and MRSA-negative patients were found for the individual cost categories examined.

Conclusions Although we demonstrated that MRSA-positive patients had longer stays and caused higher overall costs in the geriatric ward, we did not find any statistically significant differences between MRSA-positive and MRSA-negative patients. One of the main cost drivers in the care of MRSA-positive patients was identified as the daily personnel costs for nursing staff. Analysing processes related to patients’ nursing care can be the first step in attempts to make care for MRSA-positive patients more effective and efficient.