Krankenhaushygiene up2date 2017; 12(03): 239-257
DOI: 10.1055/s-0043-104566
Präventionsmaßnahmen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Infektionsprävention in der Intensivmedizin – Die Top-5-Maßnahmen

Golschan Asgarpur
,
Maria Deja
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Publikationsdatum:
12. September 2017 (online)

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Viele Todesfälle, die durch nosokomiale Infektionen verursacht werden, sind vermeidbar. Welche Hygienemaßnahmen sich besonders gut für die Prävention auf Intensivstationen eignen und wie man sie – unter Berücksichtigung der Patientenperspektive – umsetzen kann, lesen Sie in diesem Beitrag.

Kernaussagen
  • Die nosokomiale Pneumonie und die primäre Sepsis verursachen in Europa von allen regelmäßig gemeldeten Infektionen die höchste Zahl an zusätzlichen Todesfällen und Lebensjahren mit einer Einschränkung (körperliche Einschränkungen, kognitive Dysfunktionen, chronische Niereninsuffizienz).

  • Händedesinfektion ist die wichtigste Hygienemaßnahme und muss vor und nach jedem Kontakt mit der Patientenumgebung, vor und nach invasiv-aseptischen Maßnahmen (Katheteranlagen) und vor und nach dem Tragen von Handschuhen erfolgen.

  • Ein Maßnahmenbündel für die richtige Abnahme von Blutkulturen kann die Diagnose der primären und sekundären Septitiden verbessern: Indikation, Ort, Zeitpunkt, Anzahl der Blutkulturen.

  • Das Tragen von Kitteln zum Schutz der Bereichskleidung wird bei engem Patientenkontakt bei allen Patienten empfohlen, auch wenn keine Besiedlung mit einem MRE bekannt ist.

  • Durch Vermeiden unnötiger Analgosedierung treten weniger delirante Zustände und weniger nosokomiale Pneumonien bei intubierten Patienten auf, was mit einer Reduktion des Intensivaufenthalts und der Beatmungstage verbunden ist.

  • Zur Prävention von katheterassoziierten Infektionen sollte man täglich die Indikation der Katheter prüfen.

  • Die Hautdesinfektion vor Anlegen des Katheters soll mit einem remanent wirksamen und in Kombination mit einem alkoholhaltigen Desinfektionsmittel erfolgen.

  • Eine universelle Dekolonisation reduziert Septikämien und ist routinemäßigem Screening überlegen.

  • Isolierung von Patienten mit MRE ist mit Nachteilen für die Betroffenen verbunden: weniger Kontakte mit Ärzten und Pflegekräften, mehr Stürze aus dem Bett, mehr Elektrolytentgleisungen und Depressionen.

  • Außer SDD ist keine VAP-Prävention für sich allein genommen sicher mit einer Reduktion der Mortalität verbunden. Bündel von Präventionen reduzieren die Sterblichkeit. Ein typisches Bündel kann bestehen aus: subglottischer Absaugung, Cuffdruck-Kontrolle, Rachen-Mund-Hygiene, Oberkörperhochlagerung und Vermeiden von unnötiger Sedierung.