Rofo 2017; 189(07): 632-639
DOI: 10.1055/s-0043-107239
Abdomen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aneurysmen und Pseudoaneurysmen viszeraler Arterien: Retrospektive Analyse der interventionellen radiologischen Therapie von 43 Aneurysmen

Artikel in mehreren Sprachen: English | deutsch
Hannes Ruhnke
,
Thomas J. Kröncke
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Publikationsverlauf

25. Oktober 2016

08. März 2017

Publikationsdatum:
16. Mai 2017 (online)

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Zusammenfassung

Ziel Evaluation der Erfahrungen in der interventionellen endovaskulären Therapie von inzidentellen und symptomatischen Aneurysmen der viszeralen Gefäße in der elektiven sowie der Notfallsituation.

Material und Methoden Zwischen 2011 und 2015 wurden 43 Aneurysmen von 38 Patienten (19 weiblich, 19 männlich, mittleres Alter 57,27 ± 16,13 Jahre [18 – 82]) in 48 Interventionen behandelt. Betrachtet wurden die Charakteristika der Aneurysmen (echtes vs. Pseudoaneurysma, Größe, Genese, Lokalisation, Blutungsstatus, Symptomatik), die Intervention selbst hinsichtlich technischem Erfolg, verwendeten Materialien und interventionsassoziierten Komplikationen sowie die postinterventionelle Nachsorge.

Ergebnisse Behandelt wurden 23 echte Aneurysmen (max. Durchmesser 22 ± 18 mm [11 – 67 mm]) sowie 20 Pseudoaneurysmen (max. Durchmesser 9 ± 33 mm [3 – 150 mm]). Am häufigsten wurde die A. lienalis (n = 14) sowie die A. renalis dextra et sinistra (n = 18) behandelt. Die Genese war am häufigsten atherosklerotisch (47 %) oder iatrogen postoperativ (19 %). 18/48 Interventionen erfolgten aufgrund einer aktiven oder stattgehabten Blutung, Pseudoaneurysmen waren signifikant häufiger aktiv blutend (63 vs. 25 %, p = 0,012). Eine tendenzielle, jedoch nicht signifikante Differenz ergab sich hinsichtlich der Symptomatik zugunsten der Pseudoaneurysmen (55 vs. 39 %, p = 0,424). 41/48 Behandlungen (85 %) waren primär technisch erfolgreich, 6 Mal war eine Re-Intervention erfolgreich, zweimal gelang der endovaskuläre Zugang nicht. Die Behandlung wies eine Komplikationsrate von 10 % (n = 5) auf, in 4 Fällen eine Minor-, in 1 Fall eine Majorkomplikation. Kein Patient litt postinterventionell an dauerhaften therapiebedingten Folgeschäden. Vornehmlich wurden die Aneurysmen mithilfe von Coils und ggf. zusätzlichen Embolisaten (Flüssigembolisat, Vascular Plug) (36/48, 75 %) versorgt. Im Nachbeobachtungszeitraum zeigte sich eine Reperfusionsrate von 7 % (n = 3).

Schlussfolgerung Die interventionelle endovaskuläre Behandlung von Aneurysmen der viszeralen Arterien ist ein sicheres und erfolgreiches Verfahren. Dies gilt sowohl für die elektive Versorgung inzidenteller Aneurysmen als auch für die Therapie signifikant häufiger blutender Pseudoaneurysmen in der Notfallsituation.

Kernaussagen

  • Die interventionelle endovaskuläre Therapie viszeraler Aneurysmen ist effektiv und sicher.

  • Pseudoanuerysmen viszeraler Arterien sind in mehr als 60 % der Fälle und signifikant häufiger als wahre Aneurysmen mit aktiver oder stattgehabter Blutung assoziiert. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit einer (interventionellen) Therapie auch bei geringer Größe.

  • Die postinterventionelle Nachsorge scheint zur Detektion von Reperfusion als Zeichen des Therapieversagens sinnvoll.

Zitierweise

  • Ruhnke H, Kröncke TJ, . Visceral Artery Aneurysms and Pseudoaneurysms: Retrospective Analysis of Interventional Endovascular Therapy of 43 Aneurysms. Fortschr Röntgenstr 2017; 189: 632 – 639