Übersicht
Diese systematische Übersichtsarbeit untersucht die Wirksamkeit psychosozialer Interventionen
bei Männern mit formal diagnostizierten
sexuellen Funktionsstörungen (SFS). Eingeschlossen sind randomisierte kontrollierte
Studien (RCT) und kontrollierte klinische Studien (CCT)
zwischen 1985 und 2014, welche mindestens eine psychosoziale Intervention und eine
aktive Vergleichsgruppe (z. B. andere psychosoziale
Intervention, medikamentöse oder somatische Behandlung) oder eine Kontrollgruppe (z. B.
Warteliste, Placebo) einschließen.
Studiencharakteristika und Ergebnisse sind durch zwei unabhängige Rater_innen nach
einem standardisierten Manual extrahiert worden.
Beurteilt wird zudem das Risiko einer systematischen Verzerrung (Risk of Bias). Es sind 25 Studien eingeschlossen. Die meisten
Studien untersuchen Männer mit Erektionsstörung. Mehr als die Hälfte der Studien verwendet
ein sexualtherapeutisches Konzept nach Masters
und Johnson oder ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Behandlungskonzept. Insgesamt
verbessern psychosoziale Interventionen die sexuelle
Funktionsfähigkeit und Zufriedenheit. Teilweise ergibt sich jedoch auch in der Wartekontroll-
oder der Placebo-Gruppe eine Verbesserung der
sexuellen Symptomatik. Bei Erektionsstörungen zeigen sich unterschiedliche Ergebnisse
im Hinblick auf die Frage, ob psychosoziale
Interventionen einer pharmakologischen Behandlung überlegen sind. Der vorzeitige Orgasmus
wird vermehrt in neueren Studien untersucht;
vermindertes sexuelles Verlangen und verzögerter Orgasmus werden jedoch kaum und nur
zusammen mit anderen Störungsbildern betrachtet. Eine
Einschränkung stellt die oft ungenaue Berichterstattung der Primärstudien dar. Die
verglichenen Interventionen zeigen meist eine
vergleichbare Wirksamkeit, was auf gemeinsame zugrunde liegende Wirkfaktoren hindeuten
kann.
Schlüsselworte
Erektionsstörungen - Ejaculatio praecox - Psychotherapie - sexuelle Funktionsstörungen
bei Männern - vorzeitiger Orgasmus