Zahnmedizin up2date 2017; 11(03): 311-325
DOI: 10.1055/s-0043-110495
Varia
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychologie der Händehygiene-Compliance: Von der Motivation zum Verhalten

Thomas von Lengerke
,
Sebastian Schulz-Stübner
,
Iris F. Chaberny
,
Bettina Lutze
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. Juni 2017 (online)

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Obwohl die Händehygiene eine einfache und effektive infektionspräventive Maßnahme ist, kommt sie immer noch nicht überall routinemäßig zum Einsatz. Wie sich das Verhalten der Mitarbeiter positiv beeinflussen lässt, lesen Sie in diesem Beitrag.

Kernaussagen

Rekapituliert man das bisher Gesagte, erscheint HD-Compliance aus psychologischer Sicht als eine recht komplexe Angelegenheit. Umso verwunderlicher ist der Untertitel der ASH-Compliance-Präsentation „Warum ist eine so einfache Maßnahme so schwierig durchzusetzen?“ [17]. Ist HD-Compliance also schwierig oder einfach? Die Antwort auf diese Frage setzt sicher die Bewertung verschiedener Aspekte voraus, wie dem Parameter „Zeitaufwand leitliniengerechter HD-Compliance“ und der Validität verschiedener Methoden der Compliance-Erfassung bis hin zur Unterstützung der Händehygiene durch die Führungsebenen im Gesundheitswesen. Andererseits sind andere, z. B. kurative Technologien in der Chirurgie, auch nicht „einfach“ – und werden dennoch mit großem Aufwand versucht, möglichst leitliniengerecht umzusetzen. Vielleicht zeigt sich auch hier das grundsätzliche Dilemma von Prävention: Dass nämlich ihr Erfolg ist, wenn alles so (gut) bleibt, wie es ist – im Gegensatz zur Kuration, bei der etwas besser wird. In jedem Fall sind, wie schon erwähnt, sicherlich weitere Forschungen und Praxiserfahrungen nötig, um eine auch im Hinblick auf nachhaltige Effekte zielführende psychologische Konzeption der Förderung der Händehygiene zu erreichen (um eine umfassendere Darstellung der Psychologie der Hygiene hat sich Reinhold Bergler verdient gemacht [59], [60]). In gewissem Sinne steht das Feld diesbezüglich noch relativ am Anfang, und der Weg zu einer psychologischen „Toolbox“ [25] mag noch weit sein. Dennoch ist jedoch ebenso sicher, dass die zentrale Bedeutung des „Faktors Mensch“ auch in der Infektionsprävention psychologische Ansätze notwendig macht.