CC BY-NC-ND 4.0 · Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(08): 894-903
DOI: 10.1055/s-0043-110863
GebFra Science
Original Article/Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Dienstmodelle und Arbeitsbelastung der geburtshilflich tätigen Ärzte in Deutschland: Ergebnisse einer deutschlandweiten Umfrage

Article in several languages: English | deutsch
Johannes Neimann*
1   Frauenklinik mit Brustzentrum, KRH Klinikum Siloah, Hannover, Germany
,
Julia Knabl*
2   Klinikum der Universität München Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Campus Innenstadt, München, Germany
3   Department of Obstetrics, Klinik Hallerwiese, Nürnberg, Germany
,
Julian Puppe
4   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Uniklinik Köln, Köln, Germany
,
Christian Michael Bayer
5   Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Germany
,
Paul Gass
5   Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Germany
,
Lena Gabriel
6   Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/Saar, Germany
,
Birgit Seelbach-Goebel
7   Krankenhaus der Barmherzigen Brüder – Klinik St. Hedwig, Lehrstuhl für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg, Regensburg, Germany
,
Johannes Lermann
5   Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Germany
,
Sarah Schott
8   Universitätsfrauenklinik, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Germany
9   German Cancer Consortium (DKTK), Heidelberg, Germany
10   Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

received 20 February 2017
revised 05 May 2017

accepted 09 May 2017

Publication Date:
24 August 2017 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Die Umsetzung einer gesetzes- und tarifkonformen Tagesplanung im Krankenhaus im Einklang mit einer kontinuierlichen Weiterbildung unter Berücksichtigung der vorgeschriebenen Regelungen zum Gesundheitsschutz von Arbeitnehmern stellt die Dienstplanung vor Herausforderungen. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, ein realitätsnahes Bild der vorherrschenden Dienstmodelle und der derzeitigen Arbeitsbelastung von in der Geburtsmedizin tätigen Ärzten in Deutschland zu generieren.

Methode Diese Onlineerhebung wurde an 2770 Ärzte in Facharzt- und Schwerpunktweiterbildung versandt. Sie erfasst mit einem anonymisierten 95-Item-Fragebogen verschiedene Dienstmodelle und die Arbeitsbelastung von geburtshilflich tätigen Ärzten in Deutschland im Zeitraum vom 17.02.2015 bis 16.05.2015.

Ergebnisse Von 2770 ärztlichen Adressaten lagen 437 (16%) Antwortbögen vor. Über alle Versorgungsformen hinweg wird der Dienst außerhalb der Regelarbeitszeit am häufigsten (75%) in einer Kombination aus Regeldienst und Bereitschaftsdienst (BD) bzw. reinem BD organisiert. Ein Schichtsystem ist mit 20% (n = 88) am häufigsten in Perinatalzentren Level I etabliert. Es wird signifikant häufiger in Schichtdienst gearbeitet, wenn zuvor eine Arbeitszeitanalyse vorgenommen wurde. Die Anzahl der im Nachtdienst im Krankenhaus anwesenden Ärzte nimmt bei höherer Geburtenzahl sowie höherer Versorgungsstufe zu. Neben regelmäßigen Überstunden und oft inkompletter Arbeitszeiterfassung fällt insbesondere auf, dass die Dienstmodelle oft weder mit den gesetzlichen und tariflichen Regelungen noch mit den tatsächlichen Anforderungen an die Personalplanung vereinbar sind.

Ausblick Die vorliegenden Ergebnisse zeigen verbesserungsbedürftige Zustände in Bezug auf die Arbeits- und Dienstsituation sowie -organisation in geburtshilflichen Abteilungen. Insbesondere eine Erfassung der Arbeitszeit und Tätigkeitsanalysen im Dienst würden die Transparenz für Arbeitgeber und -nehmer erhöhen.

Supporting Information