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DOI: 10.1055/s-0043-119742
Intoxikationen und Drogennotfälle
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
13. Juli 2018 (online)
Vergiftungen und Drogennotfälle im Rettungsdienst können durch sehr viele unterschiedliche Stoffgruppen entstehen. Eben diese Vielfalt stellt das Rettungsteam oft vor große Herausforderungen, wobei häufig eine Vergiftung nicht offensichtlich ist. Eine aufmerksame Erfassung der Erstsituation, eine sorgfältige Eigen- und Fremdanamnese und die Einordnung der Leitsymptome geben dem Notarzt Hinweise auf die Diagnose.
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Jährlich werden mehr als 200 000 Krankenhausbehandlungen wegen akuter Vergiftungen durchgeführt, im Rettungsdienst machen sie etwa 4% aller Notarzteinsätze aus.
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Während Vergiftungen bei Erwachsenen häufig mit einem Suizidversuch oder mit einer Drogenintoxikation in Zusammenhang stehen, findet man im Kindesalter in der Regel Unfälle als Ursache.
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Die Notfalltherapie erfolgt nach dem ABCDE-
Schema der Notfallmedizin. Immer soll bei Bewusstseinsstörungen eine Blutzucker- und Temperaturmessung durchgeführt werden. -
Die Gabe von Aktivkohle ist bei vielen Vergiftungen eine sinnvolle Maßnahme innerhalb der ersten 60 Minuten nach Giftaufnahme. Eine Magenspülung ist in der präklinischen Notfallmedizin nicht indiziert.
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Auf arztbesetzten Rettungsmitteln sollen nur wenige Antidota vorgehalten werden, einen Mindeststandard stellt die „Bremer Liste“ dar.
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Deutschlandweit stehen Giftinformationszentralen zur telefonischen Beratung im Notfall zur Verfügung. Eine Verbindung kann direkt am Notfallort hergestellt werden, die Telefonnummern sind in jeder Rettungsleitstelle vorhanden.
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Die häufigsten Vergiftungen sind durch Medikamente verursacht, Benzodiazepine und andere Psychopharmaka führen die Vergiftungsursachen an.
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Kohlenmonoxidvergiftungen nehmen in den letzten Jahren zu. Besonders unterschätzt werden die Gefahren von Wasserpfeifen in Shisha-Bars.
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Die Zahl der Drogentoten hat weiter zugenommen. Deutlich angestiegen ist der Missbrauch von Amphetaminen und Metamphetaminen, neue psychoaktive Stoffe (NPS) wurden nach dem NPS-Gesetz unter Strafe gestellt.
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Literatur
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