CC BY-NC-ND 4.0 · Z Orthop Unfall 2018; 156(02): 175-183
DOI: 10.1055/s-0043-119898
Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mengenentwicklung stationärer Behandlungen bei Erkrankungen der Wirbelsäule – Analyse der deutschlandweiten Krankenhausabrechnungsdaten von 2005 bis 2014

Volume Growth of Inpatient Treatments for Spinal Disease – Analysis of German Nationwide Hospital Discharge Data from 2005 to 2014
Ulrike Nimptsch
1   Fachgebiet für Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, Technische Universität Berlin
,
Claire Bolczek
1   Fachgebiet für Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, Technische Universität Berlin
,
Melissa Spoden
1   Fachgebiet für Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, Technische Universität Berlin
,
Ekkehard Schuler
2   HELIOS Kliniken GmbH, Berlin
,
Josef Zacher
2   HELIOS Kliniken GmbH, Berlin
,
Thomas Mansky
1   Fachgebiet für Strukturentwicklung und Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen, Technische Universität Berlin
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Publication History

Publication Date:
29 November 2017 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Seit der Einführung der Diagnosis related Groups (DRG) zur Vergütung akutstationärer Krankenhausleistungen wurden Anstiege der stationären Fallzahlen zur Behandlung von Erkrankungen der Wirbelsäule beobachtet. Ziel dieser Arbeit ist, diese Mengenentwicklung bevölkerungsbezogen und nach Behandlungsarten differenziert darzustellen.

Material und Methode In den deutschlandweiten Krankenhausabrechnungsdaten (DRG-Statistik) wurden Behandlungsfälle mit operativer sowie nicht operativer Versorgung von Wirbelsäulenerkrankungen identifiziert. Unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung wurde analysiert, in welchem Umfang sich die Fallzahlen im Zeitraum von 2005 bis 2014 verändert haben und in welchen Altersgruppen und bei welchen Eingriffs- bzw. Behandlungsarten Anstiege zu verzeichnen sind.

Ergebnisse Im Jahr 2014 (2005) wurden 289 000 (177 000) operativ versorgte und 463 000 (287 000) nicht operativ versorgte Behandlungsfälle identifiziert. Nach Bereinigung um demografische Faktoren wurden sowohl bei operativen als auch bei nicht operativen Behandlungen relative Fallzahlanstiege um jeweils ca. 50% beobachtet, die in höheren Altersgruppen und bei Frauen besonders ausgeprägt waren. Die Mengenentwicklung fiel je nach Art des Eingriffs bzw. der Behandlung sehr unterschiedlich aus. Bei den operativ versorgten Behandlungsfällen hat sich die Anzahl der Bandscheibenoperationen demografiebereinigt nur um + 5% erhöht während sich Wirbelkörperversteifungs- und -ersatzeingriffe, Kypho- und Vertebroplastien und alleinige Dekompressionen der Wirbelsäule mehr als verdoppelt haben. Bei den nicht operativ versorgten Behandlungsfällen wurde bei Behandlungen mit lokaler Schmerztherapie der Wirbelsäule ein demografiebereinigter Anstieg von + 142% beobachtet. Bei rein konservativen Behandlungen lag der demografiebereinigte Anstieg bei + 22%.

Schlussfolgerung Welche Ursachen den nicht demografiebedingten Fallzahlanstiegen zugrunde liegen, kann diese Untersuchung nicht direkt klären. Die stratifizierte Betrachtung der Fallzahlen in den verschiedenen Untergruppen kann aber dazu beitragen, die Entwicklungen differenziert einzuordnen und damit die Diskussion um eine mögliche Über- oder Fehlversorgung zielgerichteter als bisher zu führen.

Abstract

Background Marked volume growth of inpatient treatments for spinal disease has been observed since diagnosis related groups (DRG) were introduced as payment for inpatient services in Germany. This study aims to analyse this increase by population and stratified by types of treatment.

Material and Methods Using German nationwide hospital discharge data (DRG statistics), inpatient treatments for spinal disease with or without surgery were identified. Trends in case numbers were analysed from 2005 to 2014 with consideration of demographic changes, in order to explore which age groups and which types of treatment are affected by volume growth.

Results In 2014 (2005), 289 000 (177 000) inpatient treatments with surgery and 463 000 (287 000) treatments without surgery were identified. After adjusting for demographic factors, treatments with and without surgery exhibited a relative volume growth of + 50%. This increase affected higher age groups and women, in particular. Depending on the type of treatment, very different degrees of volume growth were observed. For example, disc surgeries adjusted for demographic change increased by about + 5%, whereas spinal fusion and vertebral replacement surgeries, kypho-/vertebroplasties and decompression of the spine more than doubled. Within the non-surgically treated cases, local pain therapies of the spine increased after adjustment for demographic changes by about + 142%. The conservatively treated cases showed a demographically adjusted increase of + 22%.

Conclusion Apart from demographic changes, this analysis cannot resolve the underlying causes of volume growth in treatments for spinal disease. However, the stratified analysis of various subgroups may help to classify these developments in a more differentiated manner. The results may support a more targeted debate about potential over- or misallocation of inpatient services in this area.

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