Aktuelle Neurologie 2018; 45(04): 278-282
DOI: 10.1055/s-0043-122376
Übersicht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die okuläre Myasthenia gravis

Pure Ocular Myasthenia gravis
Lukas Kirzinger
Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Regensburg
,
Sophie Schötz
Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Regensburg
,
Berthold Schalke
Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Regensburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Mai 2018 (online)

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Zusammenfassung

In historischen Publikationen wurde die okuläre Myasthenie (MG) stets als eigenständige Entität beschrieben. Allerdings entwickeln weit über 50 % der Patienten im Verlauf eine generalisierte Myasthenie. Ausschließlich okuläre Symptome können bei allen erworbenen Myasthenien die Initialsymptomatik darstellen, trotzdem scheint es eine kleine Gruppe von Patienten zu geben, bei denen lebenslang nur eine rein okuläre Symptomatik auftritt. Spezielle Mechanismen der Immunologie, Biochemie und Pathophysiologie führen lokal zu sehr spezifischen Veränderungen an der neuromuskulären Synapse, die in einer rein okulären Myasthenie resultieren. Die Diagnostik ist dabei erschwert, da nur bei weniger als 50 % der Patienten Antikörper gegen den Acetylcholin Rezeptor oder MuSK nachweisbar sind. Dies erfordert stets eine sorgfältige Differenzialdiagnostik, um andere, isoliert okuläre Symptome verursachende Krankheitsentitäten nachzuweisen bzw. auszuschließen. Die Therapie der okulären Myasthenie unterscheidet sich nicht grundlegend von den anderen Subgruppen der Myasthenie. In der symptomatischen Behandlung wird sie mit Cholinesterasehemmern durchgeführt, die kausale Behandlung erfolgt immunsuppressiv mit Corticosteroiden und anderen üblicherweise eingesetzten Immunsuppressiva (Azathioprin, MMF etc.). Die Thymektomie wird im Allgemeinen bei der primär rein okulären Myasthenie nicht empfohlen. Kontrollierte, randomisierte Studien hierzu gibt es bisher jedoch nicht.

Abstract

Pure ocular myasthenia has always been described as a separate entity in historical publications. More than 50 % of patients develop generalized symptoms in the course of the disease. Therefore, pure ocular symptoms can be the beginning of a generalized myasthenia; nevertheless, there is a small group of patients with pure ocular symptoms life-long. Special immunological, biochemical and pathophysiological mechanisms lead to specific local changes of the neuromuscular junction. The diagnostic procedure is hampered as antibodies against acetylcholine receptor and MuSK can be demonstrated in less than 50 % of these patients. Therapy of pure ocular myasthenia does not differ fundamentally from that of other subgroups of myasthenia gravis and is implemented with cholinesterase inhibitors, steroids and common immunosuppressants. Thymomectomy is not recommended in general but randomized controlled studies are missing.