Gesundheitswesen 2000; 62(11): 568-576
DOI: 10.1055/s-2000-13041
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Auswirkungen der wettbewerbsorientierten Reformen im niederländischen Gesundheitswesen auf die Beziehungen zwischen Hausärzten, Krankenkassen und Versicherten*

The Effects of Competition-Oriented Health Reforms on the Netherlands Health Care System and on the Relations between General Practitioners, Statutory Insurance Bodies and Insured PatientsP. P. Groenewegen1 , S. Greß2
  • Netherlands Institute of primary health care - NIVEL, Utrecht
  • Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen
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Publication Date:
31 December 2000 (online)

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Zusammenfassung

Vor dem Hintergrund von Forderungen nach mehr Wettbewerb im deutschen Gesundheitssystem zeigt die Analyse der Auswirkungen des regulierten Wettbewerbs im niederländischen Gesundheitssystem, dass trotz vergleichsweise weit reichender Veränderungen der Anreize die tatsächlichen Verhaltensänderungen der Akteure erheblich von den erwarteten Verhaltensänderungen abweichen. Die Krankenkassen nehmen ihr Recht zur selektiven Vertragsgestaltung mit Leistungsanbietern nicht wahr und die Versicherten wechseln in nur geringem Ausmaß die Krankenkassen. Diese aus Sicht der ursprünglichen Reformziele zum jetzigen Zeitpunkt enttäuschende Zwischenbilanz ist vor allem auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Beziehungen zwischen Krankenkassen, Hausärzten und Versicherten bzw. Patienten in einem breiteren Rahmen der Gesundheitsversorgung eingebettet sind, wodurch Konkurrenz für die verschiedenen Akteure relativ unattraktiv ist. Wenn es zu einem solchen Wettbewerb käme, hätte dies nichterwünschte Auswirkungen auf eine Reihe von Merkmalen der hausärztlichen Versorgung in den Niederlanden, die als positiv bewertet werden.

The Effects of Competition-Oriented Health Reforms on the Netherlands Health Care System and on the Relations between General Practitioners, Statutory Insurance Bodies and Insured Patients

The German health care policy debate is affected by proposals demanding the introduction of competitive elements. Analysis of the effects of regulated competition in the Netherlands health care system shows that actual behavioural changes of the key actors of the system differ considerably from expected changes, although incentives within the system have been substantially changed. Sickness funds are not selectively linked with providers and insured patients do not change their insurance company very often. From the point of view of the original reform targets, this preliminary result is quite disappointing. It can be explained by the fact that the relations between sickness funds, general practitioners and insured persons or patients are within a broader framework of health care. Thus, competition does not seem attractive to either of them. If regulated competition became more dominant, several undesirable effects on the so far well-appreciated primary care may be expected.