PiD - Psychotherapie im Dialog 2000; 1(4): 46-54
DOI: 10.1055/s-2000-16702
Aus der Praxis

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die stationäre Behandlung von Patientinnen mit einer Borderline-Störung

Andreas Dally, Katja Boroske-Leiner, Kathrin von Hardenberg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
28. August 2001 (online)

Abstract

Patientinnen mit einer Borderline-Störung müssen u.a. dann in einer spezialisierten Einrichtung stationär psychotherapeutisch behandelt werden, wenn sie die unvermeidlichen Einschränkungen und Begrenzungen einer ambulanten Therapie nicht ertragen können oder sich massiv selbst schädigen. Zur Diagnostik im stationären Setting gehören neben der Symptomatik psychodynamische Aspekte, die Objektbeziehungen, Ich-Funktionen und die Persönlichkeitsstruktur sowie die Beobachtung und Beschreibung der Beziehungen. Anders als im Alltag der Patientinnen können im vergleichsweise strukturierten sozialen Feld der Klinik die interpersonellen Schwierigkeiten untersucht und bearbeitet und neue Verhaltensweisen erprobt werden. Patientinnen mit einer Borderline-Störung neigen dazu, ihre widersprüchlichen Selbst- und Objektbilder in den verschiedenen Beziehungen in der Klinik zu wiederholen und Rahmenbedingungen als schwer erträgliche Einschränkungen ihrer Autonomie zu erleben. Die Handhabung des Rahmens erfordert in der Borderline-Therapie deshalb besondere Aufmerksamkeit. Da es den Patientinnen schwer fällt, unterschiedliche Beziehungserfahrungen zu integrieren, besteht die Aufgabe des Teams darin, diese Erfahrungen zusammenzutragen und den Patientinnen zu realistischeren Selbst-und Objektbildern zu verhelfen. Darüber hinaus können die Patientinnen, die nicht selten unter den Folgen weitreichender Entwicklungsstörungen leiden, sich gezielt soziale Kompetenzen aneignen und diese üben. Dies erweist sich im Hinblick auf den Transfer in den sozialen Alltag von Patientinnen als besonders wichtig.