Klin Monbl Augenheilkd 2001; 218(2): 65-66
DOI: 10.1055/s-2001-12247
LAUDATIO

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Herrn Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. h.c. Otto Hockwin zum 75. Geburtstag

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Publication Date:
31 December 2001 (online)

Als Hochschullehrer, die das Glück gehabt haben, unter der Anleitung und Förderung eines großen Mentors herangewachsen zu sein, ist es uns eine besondere Freude, den 75. Geburtstag von Professor Otto Hockwin mit einem Sonderheft der Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde zu würdigen.[*]

Otto Hockwin wurde am 22. August 1925 in Guben/Niederlausitz geboren und begann, nachdem die Kriegswirren überstanden waren, 1947 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn mit dem Studium der Chemie, Physik und Pharmakologie. Er promovierte 1956 zum Doktor der Naturwissenschaften am Institut für Physikalische Chemie, hatte aber bereits einige Jahre vorher als junger Assistent in der aufstrebenden Bonner Augenklinik mit wissenschaftlichen Arbeiten zu augenheilkundlichen Themen begonnen. In Professor Hans-Karl Müller fand er selber einen Lehrer und Mentor, der es meisterhaft verstand, die Anlagen seiner Schüler zu fördern und zum Blühen zu bringen. So wundert es nicht, dass Otto Hockwin sich bald einen Namen machen konnte in den damals noch wenig erforschten Gebieten der Physiologie, Biochemie und Pharmakologie der Linse des Auges, die auch Professor Müllers großes Interesse genossen. Im Jahre 1961 habilitierte er sich, wurde 1967 zum außerplanmäßigen Professor ernannt und erhielt 1968 bereits eine ordentliche Professur und die Leitung der Abteilung „Biochemie des Auges” im Klinischen Institut für experimentelle Ophthalmologie. Dieses Institut, welches aus der Bonner Augenklinik heraus gegründet worden war, stand lange Jahre unter der Leitung von Prof. Erich Weigelin, mit dem ihn ein fruchtbares und freundschaftliches Verhältnis bis heute verbindet. Die Abteilung für Biochemie des Auges wurde 1983 zu einer selbständigen Einrichtung der Universität Bonn unter Leitung von Professor Hockwin umgewandelt. Bis zu seiner Emeritierung im August 1990 blieb er Direktor dieser Abteilung. Zahlreiche grundlegende Arbeiten zur Linsenbiochemie und Pharmakologie, aber ebenso innovative Arbeiten zur messtechnischen Anwendung der Scheimpflug-Fotografie am Auge ließen die Abteilung weltweites Ansehen erlangen - und so war es damals für viele junge Wissenschaftler ein erstrebenswertes Ziel, in seiner Abteilung als Stipendiat eine Zeitlang arbeiten zu können. Mit getragen wurde der Erfolg durch vielfältige Aktivitäten von Professor Hockwin in internationalen wissenschaftlichen Vereinigungen (Association for Eye Research - AER, International Society for Eye Research - ISER, International Society for Ocular Toxicology - ISOT, Scheimpflug Club), die er maßgeblich mit gegründet und geformt hat.

Als überzeugter Naturwissenschaftler galt sein Augenmerk bei allen seinen Arbeiten der exakten Messung von Vorgängen, weswegen ihn unpräzise Bezeichnungen wie der allgemein gefasste und missverständliche Terminus der „Senilen Katarakt” stets zu kritischen Stellungnahmen herausforderten. Da der Erfolg wissenschaftlicher Arbeit sich erst durch deren Veröffentlichung bekannt machen lässt, wundert es nicht, dass Prof. Hockwin 1970 zusammen mit den Kollegen G. O. H. Naumann (Erlangen) und D. Cole (London) die internationale wissenschaftliche Zeitschrift Ophthalmic Research gegründet hat und damit auch ein Gegengewicht zu der Vormachtstellung von amerikanischen Zeitschriften in der internationalen Augenheilkunde schuf. Er blieb 24 Jahre Leitender Herausgeber dieser Zeitschrift.

Mit didaktischer Begabung und steter Praxisbezogenheit hat er es immer verstanden, seine Zuhörer und Leser zu fesseln und er ist bis heute durch seine fachlich unbestechliche und sachlich aufgeschlossene Art ein geschätzter und gesuchter Gesprächspartner geblieben. Zahlreiche Auszeichnungen unterstreichen seine wissenschaftlichen Erfolge. Hier sind besonders zu nennen der Bausch und Lomb Research Award (1980), Gastprofessuren an den Universitäten von Atlanta, Haifa, Oxford, Erlangen und Kanazawa, die Verleihung der von-Graefe-Medaille (1988) durch die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft und die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität zu Halle (Saale) im Jahre 1999.

Im Namen aller Kollegen, die zu diesem Sonderheft beigetragen haben, und im Namen aller seiner Schüler, Kollegen und Freunde wünschen wir unserem verehrten Lehrer und kollegialen Freund alles Gute zum 75. Geburtstag und noch viele Jahre geistiger Lebendigkeit und Gesundheit im Kreise seiner Familie, Kinder und Enkelkinder.

Ursula Müller-Breitenkamp
Alfred Wegener

Herr Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. h.c. Hockwin stand der Ophthalmologie so nahe, dass man ihn als „Ophthalmologen” ehrenhalber bezeichnen könnte. Er hat nicht nur 24 Jahre lang als leitender Herausgeber die von uns gemeinsam gegründete Zeitschrift „Ophthalmic Research” geführt, sondern sich auch um unsere Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde über 20 Jahre lang verdient gemacht. Als geschätzter Gutachter mit Verständnis für die Erfordernisse der Praxis wachte er darüber, dass die Grundlagen möglichst vollständig berücksichtigt wurden, damit eine Arbeit für spätere Leser ausreichend vergleichbare Angaben enthielt. Ein Beispiel ist die von ihm verfasste „Biochemie des Auges” , der Band 107 der „Bücherei des Augenarztes” (Beiheft zu den Klinischen Monatsblättern).

Die Kliniker stehen mit ihrer Kunst auf den Schultern der Grundlagenwissenschaftler. Im Namen unserer Leser danken wir Herrn Hockwin für seinen substanziellen Beitrag zu unserer Zeitschrift über viele Jahre.

Wir wünschen ihm viel Freude an einer reichen wissenschaftlichen Ernte.

G. O. H. Naumann für die Herausgeber