Pneumologie 2001; 55(6): 268-278
DOI: 10.1055/s-2001-14676
ÜBERSICHT
Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nichtinvasive Emphysemdiagnostik: Eine Standortbestimmung

Non-Invasive Emphysema Diagnostics: Defining the Present PositionM. Kohlhäufl1 , C. Rock2 , K. J. Pfeifer2 , K. Häußinger1
  • 1Asklepios Fachklinik München-Gauting, Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie (Chefarzt: Prof. Dr. K. Häußinger), Gauting
  • 2Institut für Radiologische Diagnostik (Komm. Leiter: Prof. Dr. K. Hahn), Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität, Standort Innenstadt, München
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
31. Dezember 2001 (online)

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Einleitung

Die Entwicklung neuer Methoden der Emphysemdiagnostik steht heute im Mittelpunkt des Interesses [4] [79] [102], da sich durch aktuelle Erkenntnisse zur Rolle molekularer und zellulärer Prozesse in der Pathogenese des Lungenemphysems über eine rein symptomatische Therapie hinaus erstmals spezifische Möglichkeiten der Lungenemphysemtherapie und -prävention eröffnen [4] [90] [91]. Aktuelle tierexperimentelle Ergebnisse konnten pharmakologisch induzierte Heilungsmechanismen beim Papain-induzierten Lungenemphysem mittels Gabe von Retinol (Vitamin A) belegen [5] [55]. Bislang galt die emphysematöse Lungendestruktion als irreversibler und die Prognose bestimmender Prozess bei Patienten mit COPD (engl.: chronic obstructive pulmonary disease) [12] [59] [86]. Die Definition des Lungenemphysems basiert auf morphologischen Kriterien, die durch eine irreversible Zerstörung des Alveolarraumes gekennzeichnet ist [87]. Weltweit wird mit einer Zunahme der Inzidenz und Mortalität des Lungenemphysems in den kommenden Jahrzehnten gerechnet [37]. Etwa 400 000 Menschen leiden in der BRD an einem klinisch relevanten Lungenemphysem. Jährlich sterben ca. 3000 Menschen an einem Lungenemphysem [49]. Die in Zukunft erforderlichen Interventionsstudien stellen hohe Anforderungen an Sensitivität und Spezifität in der COPD-Diagnostik. In aktuellen Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der COPD [2] [84] fehlt jedoch eine kritische Wertung der differenzialdiagnostischen Trennschärfe verfügbarer Methoden in Bezug auf die wichtige Subklassifikation der unter COPD subsummierten Lungenerkrankungen. Sowohl auf nationaler [101] als auch auf internationaler Ebene [38] [83] [91] werden vermehrte Forschungsaktivitäten in der Lungenemphysemdiagnostik gefordert. Nach einer Stellungnahme der „American Thoracic Society” genügt keine der derzeit routinemäßig eingesetzten Methoden den Erfordernissen zu Filteruntersuchungen (Screening) auf chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen (COPD) [100]. Filteruntersuchungen umfassen Vorsorgeuntersuchungen und Untersuchungen zur Krankheitsfrüherkennung (sekundäre Prävention). Früherkennung der COPD bedeutet Früherkennung von chronisch-obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem mit und ohne obstruktive Ventilationsstörung. Nach den Kriterien von Wilson u. Mitarb. [103] ist eine Lungenfunktionsmessmethode für Filteruntersuchungen dann geeignet, wenn folgende Vorbedingungen erfüllt sind:

Die Zielkrankheit muss wegen ihrer Schwere und/oder Häufigkeit eine große Bedeutung für die Volksgesundheit haben. Ausreichende Ressourcen für die weiterführende Diagnostik und Therapie müssen vorhanden sein. Die Zielkrankheit muss ein erfassbares Latenzstadium oder eine symptomarme Frühphase aufweisen. Der Test muss den Teilnehmern wiederholt zugemutet werden können.

Nach Ulmer [101] wird in Zukunft eine differenzierte Therapie nur möglich sein, wenn es gelingt Subgruppen der heterogenen Gruppe der chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen lungenfunktionell besser zu charakterisieren als

chronische Bronchitis mit/ohne Atemwegsobstruktion, Emphysem mit/ohne Atemwegsobstruktion und chronisch obstruktive Bronchitis mit Lungenemphysem.

Literatur

Dr. M. Kohlhäufl

Asklepios Fachklinik München-Gauting

Robert-Koch-Allee 2

82131 Gauting

eMail: E-mail: kohlhaeufl@gsf.de