Informationen aus Orthodontie & Kieferorthopädie 2001; 34(4): 329-343
DOI: 10.1055/s-2001-19679
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Progenie - Frühbehandlung oder Spätbehandlung? Eine vergleichende Studie

Early or late treatment? A comparative studyM. Lang, H. Droschl
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Januar 2002 (online)

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Zusammenfassung

Zielsetzung der Studie war es, die Ergebnisse nach Frühbehandlung und Spätbehandlung der Progenie im Kindesalter zu vergleichen. Sollte eine Frühbehandlung angestrebt werden, oder kann bei Progeniezeichen im Milchgebiss oder im frühen Wechselgebiss noch zugewartet werden?

Zu diesem Zweck wurden in einer retrospektiven Studie 2 Patientengruppen nach vergleichbarer kieferorthopädischer Behandlung gegenübergestellt. Die Gruppe A = Frühbehandelte (n = 16) hatte zu Behandlungsbeginn ein Alter unter 7 Jahren (Durchschnittsalter: 5,18 Jahre), die Gruppe B = Spätbehandelte (n = 16) hingegen war bei Behandlungsbeginn älter als 7 Jahre (Durchschnittsalter: 9,56 Jahre). Das durchschnittliche Alter bei Behandlungsende lag bei 15,38 Jahren und bei 14,51 Jahren, zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung betrug es 19,38 Jahre und 22,79 Jahre.

Folgende Parameter wurden im Rahmen der Beurteilung berücksichtigt:

  1. Die Frontzahnrelation und Molarenrelation zu Behandlungsbeginn und bei der Nachkontrolle.

  2. Die kephalometrische Analyse seitlicher Fernröntgenbilder zu Behandlungsbeginn, bei Behandlungsende und bei der Nachkontrolle und die Veränderung der Fernröntgenwerte während der Behandlung.

Der Vergleich der beiden Gruppen zeigte, dass der skelettale Ausgangsbefund in der Gruppe Spätbehandelter schlechter war. Die dentale Ausgangslage bezogen auf die Frontzahnrelation war bei den Spätbehandelten allerdings sogar besser als bei den Frühbehandelten. Werte und Entwicklung des Gonionwinkels waren bei den Frühbehandelten sehr ähnlich den Klasse-I-Individuen. Eine normale Frontzahnrelation als Kriterium des Behandlungserfolges war in beiden Gruppen gleichermaßen erreichbar. In der Gruppe Frühbehandelter war das hauptsächlich vergesellschaftet mit einem besseren skelettalen Ergebnis. In der Gruppe Spätbehandelter hingegen wurde dieses Ergebnis zumeist durch die Camouflage einer persistierenden skelettalen Disharmonie erreicht. Das zeigte sich hauptsächlich in der Stellung des unteren Schneidezahnes.

Abstract

The main goal of the study was to compare results after early and late treatment of class III malocclusion in children.

Should we support an early treatment beginning as soon as we detect the first symptoms in the deciduous and early mixed dentition or is there time enough to wait?

For this purpose two groups of patients were compared after having received equal orthodontic treatment.

Group A, 16 early-treated individuals, were younger than 7 years (mean age: 5.18 years) at treatment beginning, group B, 16 late-treated individuals were older than 7 years (mean age: 9,56 years).

Mean age at the end of treatment was 15,38 years in group A and 14,51 years in group B, at the time of follow-up-examination it was 19,38 years in group A and 22,79 years in group B.

The following parameters were considered:

  1. Incisor relationship and molar relationship at treatment start and at follow-up-examination.

  2. Cephalometric analyses of lateral head films at treatment start, treatment finish and follow-up-examination and the changes during treatment.

Results:

By comparison of the two groups it turned out, that the initial skeletal status of group B was worse than that of group A. The initial incisor relationship was even better in group B than it was in group A. Measurements and development of gonion angle in group A were very similar to those of class I individuals. A normal incisor relationship, the main criterion to define treatment success, could be reached in both groups to the same extent. In group A this was associated with a significantly better skeletal outcome whereas in group B normal incisor relationship was mostly the camouflage of a persisting skeletal disharmony. This was chiefly represented in position and inclination of the lower incisor.

Literatur

Dr. Martin Lang

Klinische Abteilung für Kieferorthopädie Universitäts-Zahnklinik Graz

Auenbruggerplatz 12

A-8036 Graz