Ultraschall Med 2002; 23(2): 81-82
DOI: 10.1055/s-2002-25198
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ante portas: Kontrastmittelgestützte Sonographie in der Routine

Ante portas: Contrast Agents in Routine Ultrasound ExaminationK.  Seitz1
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Publication Date:
18 April 2002 (online)

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Mehrere Fakten behindern seit Jahren den erfolgreichen Einsatz von Signalverstärkern, bzw. Kontrastmitteln. Die Sonographie war bisher im Gegensatz zu CT und MRT auch ohne Kontrastmittel sehr erfolgreich. Weiter waren die bisherigen Signalverstärker nur bedingt anwendbar und auch die Ultraschallgeräte nicht für die Kontrastmittelanwendung geeignet. Um die Kontrastmittelanwendung zu etablieren mussten Anwender und Hersteller umdenken, früher sagte über den eigenen Schattenspringen, heute wird ein solches Umdenken oft hochtrabend als Paradigmenwechsel bezeichnet. Viele grundsätzliche Überlegungen zur Kontrastmittelanwendung in der Sonographie gehen auf Burns [1] zurück. Die ersten Anwendungen nutzten die Signalverstärker zur Verbesserung der Flussdetektion, also Verbesserung der Farbdopplerdarstellung von Gefäßen insbesondere in der Tiefe [2]. Technische Verbesserungen an den Ultraschallgeräten und die relativ hohen Kosten verhinderten den routinemäßigen Einsatz.

Andere Wege gingen Wermke und Gassmann [3], die früh erkannten, dass die Ultraschallgeräte an die Kontrastmittel angepasst werden müssen. So konnten sie mit eigener Software das Verhalten von Signalverstärkern an malignen und benignen Lebertumoren, Leberhämangiomen und Metastasen verfolgen, reproduzieren und zunehmend differenzialdiagnostisch nutzen. Leider waren ihre Ergebnisse, die sie in einem Atlas veröffentlichten mangels geeigneter Gerätesoftware in der Breite damals (noch) nicht nachvollziehbar.

Zwei weitere Techniken zur Ultraschalldiagnostik mit Signalverstärkern gehen auf die Gruppe um Cosgrove [4] [5] [6] zurück. Sie nutzen ebenfalls den Signalverstärker Levovist zur Metastasendetektion zum einen durch Nachweis der „stimulated acoustic emission”, zum anderen die Speicherung des Signalverstärkers im RES der gesunden Leber um mit der Pulsinversionstechnik die Metastasen in der „late phase” nachzuweisen. Ein weiterer Weg wurde mit der Bestimmung von Lebertransitzeiten zum indirekten Metastasennachweis beschritten [7]. Hier macht man sich eine verkürzte Kontrastmittelpassage durch die Leber infolge AV-Shunts zunutze.

Im vorliegenden Heft finden sich zwei besonders interessante Arbeiten mit vorläufigen, aber vielversprechenden Ergebnissen zum Lebermetastasennachweis mit Hilfe einer verbesserten Methodik zur Bestimmung der Lebertransitzeit eines Signalverstärkers [8] und zur Differenzierung zwischen Leberzellkarzinom und Regeneratknoten in zirrhotischer Leber [9]. Diese Arbeiten lassen erkennen welches diagnostisches Potential in der kontrastmittelgestützten Sonographie stecken könnte.

Mittlerweilen stehen in allen sog. Highendgeräten und bereits in einem Mittelklassengerät Softwareprogramme zur Verfügung die Ultraschalldiagnostik mit im Handel verfügbaren Kontrastmitteln ermöglichen. Viele Ultraschalldiagnostiker werden vermutlich in nächster Zeit auf den langsam anfahrenden Zug der kontrastmittelgestützten Sonographie aufspringen, verspricht er doch einen deutlichen Zuwachs an Sensitivität und Spezifität in der Tumordiagnostik [8] [10] [11]. Bei aller Begeisterung muss klar sein, dass wie mit der biphasischen Spiral-CT oder der MRT nicht alle Fragen gelöst werden können.

Literatur

Priv.-Doz. Dr. K. Seitz

Kreiskrankenhaus Sigmaringen · Innere Abteilung

Hohenzollernstr. 40 · 72488 Sigmaringen