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DOI: 10.1055/s-2002-32750
Frequenzadaptive Schrittmachertherapie bei chronotroper Inkompetenz - Therapie
Rate adaptive pacing in patients with chronotropic incompetence - TherapyPublikationsverlauf
24.04.2002
27.06.2002
Publikationsdatum:
11. Juli 2002 (online)

Leistungssteigerung durch frequenzvariable Stimulation
Dass Wiederherstellung der Chronotropie leistungssteigernd wirkt, sei exemplarisch an einer Studie gezeigt, in der 27 frequenzinkompetente Patienten im Durchschnittsalter von 60 Jahren mittels symptomlimitierter Spiroergometrie untersucht und mit einem 41-köpfigen, altersentsprechenden Normalkollektiv verglichen wurden [4].
Die Befunde zeigt Tab. [1]. Parallel zur Anhebung der Herzfrequenz auf Werte der Vergleichsgruppe bewirkt die frequenzvariable Stimulation des Schrittmachers (VVIR) an der ventilatorisch anaeroben Schwelle eine signifikant höhere Sauerstoffaufnahme und Leistung gegenüber VVI, bleibt mit 79 % der Kontrollwerte aber deutlich hinter den Herzgesunden zurück.
Das Beispiel ist gewählt, weil die Analyse sich nicht wie üblich auf die Sauerstoffaufnahme (VO2) bei Maximalbelastung oder anaerober Schwelle (AT) beschränkt, sondern zusätzlich O2-Aufnahme und Leistung miteinander in Beziehung setzt. Bei kontinuierlicher Laststeigerung unterhalb der AT (wie sie in der Studie vorgenommen wurde) oder bei Steady-state-Bedingungen kann der „VO2-Leistungsindex” (dVO 2 /dWR) als Maß dafür gelten, wie viel Sauerstoff das Transportsystem des Körpers an die arbeitende Zelle liefern kann, um eine vorgegebene Leistung zu ermöglichen; er ist damit ein geeigneter Parameter zur Beurteilung der Ausdauerleistungsfähigkeit. Im Beispiel zeigt dieser Index eine Steigerung um 29 % zwischen festfrequenter und frequenzadaptiver Stimulation und lässt damit keinen Unterschied zum Normalkollektiv mehr erkennen (Tab. [1]).
In der Schrittmacherliteratur nicht ungewöhnlich sind Befunde, nach denen Akut-Effekte der Stimulation im chronischen Verlauf weniger ausgeprägt sind oder gänzlich verschwinden [13], weil Mechanismen zur Kompensation einer gestörten Hämodynamik nach deren Korrektur nicht mehr benötigt und deshalb inaktiviert werden. Während die hämodynamische Überlegenheit der vorhofgesteuerten (DDD-/VDD-) gegenüber der festfrequenten Ventrikelstimulation (VVI) im Langzeitverlauf belegt ist [2] [6] [11] [14] [15] , sind die Daten zum chronischen Effekt der (Vorhof-unabhängigen) frequenzvariablen Schrittmacherbehandlung weniger eindeutig. So wird einerseits nach je 10-wöchiger Laufzeit zwischen frequenzfixierter und -variabler Schrittmacherbehandlung kein signifikanter Unterschied mehr für den VO2-Leistungsindex gefunden [5].
Tab. 1 Herzfrequenz (HF), Sauerstoffaufnahme (VO2) und Leistung (W) an der anaeroben Schwelle (AT), VO2-Leistungsindex (dVO2/dWR) unter AT bei 27 chronotrop inkompetenten Patienten und 41 normalen Probanden. Unter frequenzadaptiver Stimulation (VVIR) bleibt die VO2-AT zwar subnormal, im Vergleich zur festfrequenten Stimulation mit 70/min (VVI, höhere Frequenzen infolge intermittierender Spontanrhythmen) steigt der Leistungsindex jedoch signifikant an und erreicht Normalniveau. VVI VVIR p Normal p HF [1/min] 75±9 113±21 a 106±16 a VO2-AT [ml/kg/min] 9,3±3,4 10,9±4,3 x 14,7±2,8 a,b W-AT [Watt] 52±20 65±24 a 79±22 a,c dVO2/dWR [ml/min/Watt] 7,9±2,3 10,2±2,4 a 10,3±1,4 a a: p < 0,001 zu VVI, b: p < 0,001 zu VVIR, c: p < 0,05 zu VVIR, x: keine Signifikanz in Originaltabelle angegeben, nach Text wie a (nach 4)
Andererseits werden Befunde mitgeteilt, nach denen sowohl die maximale wie auch die Sauerstoffaufnahme an der anaeroben Schwelle nach 4-wöchiger Stimulation im frequenzadaptiven Modus gegenüber festfrequenter Stimulation erhöht bleiben [9].
In einer echokardiographischen Studie an 13 Patienten (davon zehn mit AV-Block II.-III. Grades und sechs bereits zuvor mit einem VVI-Schrittmacher ohne Frequenzantwort behandelt) zeigt sich binnen 6 Monaten als wesentlicher Effekt frequenzvariabler Stimulation eine Minderung des linksventrikulären enddiastolischen Querdurchmessers von 65±6 auf 56±4 mm. Weil der systolische Durchmesser unverändert bleibt, sinkt die Verkürzungsfraktion in Ruhe von 33±4 auf 27±3 % (p < 0,05), was nicht zwingend als systolische Funktionsminderung, sondern auch als Zunahme der Kontraktionsreserve unter Belastung interpretiert werden kann [7].
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Dr. med. Michael Kindermann
Innere Medizin III (Kardiologie/Angiologie), Universitätskliniken
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Kirrberger Straße
66421 Homburg/Saar
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