Deutsche Zeitschrift für Akupunktur 2002; 45(4): 280-283
DOI: 10.1055/s-2002-36549
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Karl F. Haug Verlag, in: MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

MR Dr. Georg König, Wien
Ehrenpräsident der Österreichischen Wissenschaftlichen Ärztegesellschaft für Akupunktur (ÖWÄA)

Meister der Akupunktur (4) MR Dr. Geord Koenig, Wien Honorary president of the Austrian Scientific Medical Society of Acupuncture (ÖWÄA) Masters of Acupuncture (4)Robert Harsieber
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Publication Date:
08 January 2003 (online)

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Westliche naturwissenschaftliche Medizin und Traditionelle Chinesische Medizin sind in gewisser Hinsicht Gegensätze, wenn man das jeweils zugrunde liegende Weltbild betrachtet. Diese Tatsache wurde von vielen Vertretern der Europäischen Akupunktur lange Zeit nicht berücksichtigt. Man kann eine asiatische Kultur nicht durch die Brille des europäischen Denkrahmens sehen. Dem linearen Weltbild der klassischen Physik des 19. Jahrhunderts muss das chinesische Denken fremd bleiben. Andererseits gibt es Berührungspunkte, besonders auch zwischen dem altchinesischen Weltbild und modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, die ebenfalls lange Zeit ignoriert wurden. Durch die Physik des 20. Jahrhunderts, die Relativitätstheorie, die Quantentheorie und die Chaostheorie, die sich mit komplexen Systemen beschäftigt, werden so manche Auffassungen des traditionellen chinesischen Weltbildes zugänglicher.

Das Verdienst Georg Königs ist es, einerseits das traditionelle altchinesische Weltbild zu berücksichtigen, ebenso wie den Anspruch der westlichen wissenschaftlichen Medizin und auch die neuesten Entwicklungen der Naturwissenschaft, wodurch er der allgemein gelehrten wissenschaftlichen Medizin immer einen Schritt voraus war. So entstand in Zusammenarbeit mit Ingrid Wancura eine geniale Synthese der altchinesischen und der westlichen naturwissenschaftlichen Medizin. Darüber hinaus förderte Georg König auch die Integration neuerer Erkenntnisse der Atomphysik und der Theorie komplexer Systeme, der Chaostheorie. Damit gelang es dem Pionier der Akupunktur im Westen, zwei geistige Welten zu verbinden, und so zu ermöglichen, dass mit der Einführung eines fernöstlichen Heilverfahrens nicht nur die Technik übernommen wurde, sondern das Wesentliche dabei nicht verloren ging.

Georg König war damit einerseits Vorkämpfer für die klassische altchinesische Akupunktur in Österreich und in Europa, andererseits gelang es ihm, sie mit der naturwissenschaftlichen Medizin und den neuesten Entwicklungen der Naturwissenschaft zu verbinden und damit verständlicher zu machen. Er hat sozusagen die Wurzeln der Akupunktur im traditionellen chinesischen Weltbild nicht abgeschnitten, so dass der Baum weiter wachsen und neue Zweige (z.B. Laserakupunktur) entwickeln konnte.