Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2003-39183
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Schizophrene Störungen - Suche nach genetischen Ursachen
Publication History
Publication Date:
09 May 2003 (online)

Zusammenfassung
Die Vererbbarkeit von schizophrenen Erkrankungen ist seit Emil Kraepelin bekannt und durch Familien- und Zwillingsstudien belegt. Fortschritte bei der Entwicklung von molekulargenetischen Methoden ermöglichen heute die Erforschung von Krankheitsursachen, auch wenn, wie bei den schizophrenen Störungen, nur wenig über die Pathophysiologie der Erkrankung bekannt ist. Der Beitrag gibt eine kurze Einführung in die Grundlagen dieser Arbeiten und stellt die vorläufigen Ergebnisse der weltweiten Suche nach den genetischen Ursachen der schizophrenen Erkrankungen vor.
Summary
Heritability of schizophenic disorders is well known since Emil Kraepelin and well established by family- and twin studies. Progress in development of methods in molecular genetics have made it possible today to search for causes of a disease even if little is known about the pathophysiology of the illness. The intention of this review is to give a short introduction into the scientific foundations of this work as well as to stress preliminary results of the worldwide search for genetic causes of schizophrenia.
Key Words
schizophrenia genetics - linkage - candidate genes
Literatur
- 1 Chowdari KV, Mirnics K. et al. . Association and linkage analyses of RGS4 polymorphisms in schizophrenia. Hum Mol Genet. 2002; 11 1373-1380
- 2 Egan MF, Goldberg TE. et al. . Effect of COMT Val108/158 Met genotype on frontal lobe function and risk for schizophrenia. Proc Natl Acad Sci USA. 2001; 98 6917-6922
- 3 Gottesman I. Schizophrenia Genesis. New York, W.H. Freeman. 1991;
- 4 Liu H, Heath SC. et al. . Genetic variation at the 22q11 PRODH2/DGCR6 locus presents an unusual pattern and increases susceptibility to schizophrenia. Proc Natl Acad Sci U S A. 2002; 99 3717-3722
- 5 Riley BP, McGuffin P. Linkage and associated studies of schizophrenia. Am J Med Genet. 2000; 97 23-44
- 6 Schwab SG, Knapp M. et al. . Support for association of schizophrenia with genetic variation in the 6p22.3 gene, dysbindin, in sib-pair families with linkage and in an additional sample of triad families. Am J Hum Genet. 2003; 72 185-190
- 7 Shifman S, Bronstein M. et al. . A Highly Significant Association between a COMT Haplotype and Schizophrenia. Am J Hum Genet. 2002; 71 1296-1302
- 8 Stefansson H, Sigurdsson E. et al. . Neuregulin 1 and susceptibility to schizophrenia. Am J Hum Genet. 2002; 71 877-892
- 9 Straub RE, Jiang Y. et al. . Genetic variation in the 6p22.3 gene DTNBP1, the human ortholog of the mouse dysbindin gene, is associated with schizophrenia. Am J Hum Genet. 2002; 71 337-348
Glossar
Suszeptibilitätsgene (=Risikogene)
Gene, die zwar zur Krankheitsentstehung beitragen, d.h. das Risiko zu erkranken erhöhen, allein jedoch nicht kausal sind.
Kandidatengene
Gene, die für möglicherweise krankheitsrelevante Proteine (Rezeptoren, Enzyme, etc.) kodieren, z.B. Gene für Dopaminrezeptoren bei Schizophrenie.
Kopplung
Zwei beliebige Genorte auf einem Chromosom haben eine Wahrscheinlichkeit von 50 % während der Meiose durch Rekombination getrennt zu werden. Je näher die beiden Genorte zusammenliegen, desto geringer wird diese Wahrscheinlichkeit (= die Genorte sind gekoppelt). Bei der Kopplungsanalyse wird die Kopplung eines Genorts, von dem die Lokalisation bekannt ist (Marker) mit dem Krankheitsgenort, bei dem die Lokalisation unbekannt ist, untersucht. Dadurch kann Aufschluss über die chromosomale Position des Krankeitsgenorts erhalten werden.
Lod score (= Logarithm of the odds score)
ein Wahrscheinlichkeitsmaß, das die Stärke der Kopplung zwischen zwei Genorten angibt. Ein Lod score von >3 wird als Hinweis für Kopplung, ein Lod score von -2 als Ausschluss für Kopplung angesehen.
(Genetische) Assoziation
Ein Genort bzw. eine Variante des Genorts ist mit der Erkrankung assoziiert, wenn er (sie) häufiger in einer Stichprobe von Erkrankten als in einer Stichprobe von nichterkrankten Kontrollpersonen nachgewiesen wird.
Monogen
Eine Erkrankung wird durch ein einziges Gen bzw. eine Variante des Gens verursacht.
Oligo-, polygen
Eine Erkrankung wird durch wenige (oligogen) oder viele Gene (polygen), die additiv oder interaktiv wirken können, verursacht.
Multifaktoriell
Eine Bezeichnung für Erkrankungen mit nachweisbarem genetischen Hintergrund und zusätzlicher Beteiligung von nichtgenetischen Faktoren (Umwelteinflüssen).
Genom
Die Gesamtheit des genetischen Materials (Erbsubstanz) einer Spezies, beim Menschen repräsentiert durch die Chromosomen im Zellkern.
Korrespondenzadresse:
Sibylle G. Schwab
Dieter B. Wildenauer
Molekulargenetisches Labor der Psychiatrischen Klinik
Universität Bonn
Wilhelmstrasse 31
53111 Bonn
Email: sibylle.schwab@ukb.uni-bonn.de
Email: dieter.wildenauer@ukb.uni-bonn.de