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DOI: 10.1055/s-2004-813285
© Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Hygiene beim Endoskopieren in Klinik und Praxis, 2003: Ergebnisse der infektionshygienischen Überwachung der Endoskopieeinrichtungen in Frankfurt am Main durch das Gesundheitsamt
Hygiene in Endoscopy - Data on the Quality of Reprocessing Flexible Endoscopes and Endoscopic Accessories in Hospitals and Private Practices, 2003Publication History
Manuskript eingetroffen: 17.3.2004
Manuskript akzeptiert: 27.4.2004
Publication Date:
16 August 2004 (online)
Zusammenfassung
Endoskopische Untersuchungen sind ein wichtiger Teil der modernen medizinischen Diagnostik und Therapie. Diese invasiven Methoden sind jedoch mit einem Infektionsrisiko verbunden. Von den Fachgesellschaften verschiedener Länder wurden Leit- und Richtlinien zur Aufbereitung von flexiblen Endoskopen und deren Zusatzinstrumenten erarbeitet. In Deutschland wurde 2002 eine neue Richtlinie der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim RKI veröffentlicht. Das Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt am Main hat in seinem Zuständigkeitsgebiet im Jahr 2003 alle Einrichtungen begangen, die mit flexiblen Endoskopen Endoskopien durchführen, mit dem Ziel, die Umsetzung der Richtlinie festzustellen und ggf. Verbesserungen zu fordern. Methode: Die Krankenhäuser und Praxen wurden 2 - 3 Wochen nach Voranmeldung durch Mitarbeiter des Amtes besucht. Die Beobachtungen wurden mit einer standardisierten Checkliste erfasst, die die wesentlichen Vorgaben der einschlägigen Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention umfasste. Mängel im Hygieneregime wurden protokolliert und es wurde auf deren Abstellung hingewirkt. Ergebnisse: Es wurden 38 Einrichtungen begangen: 15 Krankenhäuser und 23 Praxen. In diesen Einrichtungen werden jährlich ca. 70 000 Gastro-, Kolo- und Rektoskopien durchgeführt, je zur Hälfte in Krankenhäusern und Praxen. Bronchoskopien wurden nahezu ausschließlich, ERCPs und PEG-Sondenanlage ausschließlich in Krankenhäusern vorgenommen, insgesamt ca. 7000/Jahr. 93 % der Krankenhäuser, aber nur 22 % der Praxen führten eine maschinelle Aufbereitung durch; 39 % der Praxen bereiteten teilmaschinell auf. Eine manuelle Aufbereitung wurde in einem Krankenhaus (7 %) und in 39 % der Praxen vorgenommen. Die häufigsten und wesentlichen Hygienemängel in den Praxen waren: Fehlen eines Ultraschallbads zur Aufbereitung der Zusatzinstrumente (74 %), Optikspülflasche nicht arbeitstäglich desinfiziert und aufbereitet (26 %) bzw. nicht mit sterilem Wasser befüllt (52 %), Sterilisation der Zusatzinstrumente nicht sichergestellt, z. B. kein Sterilisator vorhanden, (43 %), mikrobiologische Testung fehlt (44 %). In den Krankenhäusern waren diese Vorgaben weit gehend eingehalten. Es ergaben sich teilweise deutliche Unterschiede im Hygienestandard zwischen großen Praxen (> 1000 Untersuchungen/Jahr) und kleineren Praxen (< 1000 U/J). Schlussfolgerungen: Im Gegensatz zu vielen anderen publizierten Studien wurden die Struktur- und Prozessqualität der Einrichtungen im Rahmen einer Begehung vor Ort betrachtet. Dabei wurden nicht nur die Endoskope selbst, sondern auch das Zubehör und das Zusatzinstrumentarium in die Bewertung mit einbezogen. Im Rahmen dieser Untersuchung schnitten die Krankenhäuser eher gut ab, während bei der infektionshygienischen Kontrolle von Endoskopiepraxen teilweise erhebliche Mängel festgestellt wurden. Die Praxisinhaber waren in der Regel sehr daran interessiert, die Mängel umgehend zu beheben.
Zusammenfassung
Endoskopische Untersuchungen sind ein wichtiger Teil der modernen medizinischen Diagnostik und Therapie. Diese invasiven Methoden sind jedoch mit einem Infektionsrisiko verbunden. Infektionsquellen und Infektionsursachen können dabei von den zuvor mit dem Instrument untersuchten Patienten ausgehen, wenn z. B. Patienten mit floriden Infektionserkrankungen oder mit unbekanntem Trägerstatus untersucht wurden. Ein Infektionsrisiko kann sich auch aufgrund von mangelhaften Aufbereitungsverfahren bzw. konstruktiven Besonderheiten und damit verbundenen Schwierigkeiten der Aufbereitung der komplexen Endoskope ergeben. Es wurden auch Infektionen durch fehlerhafte Aufbereitung des Zusatzinstrumentariums und der Optikspülflasche beschrieben bis hin zu fehlerhaften Diagnosen durch nicht korrekt gereinigte/aufbereitete Biopsiezangen. Schließlich können auch nach korrekter Aufbereitung durch fehlerhafte Lagerung und Transport von Endoskopen Rekontaminationen und letztendlich Infektionsrisiken entstehen [1] [2] [3] [4] [5] [6]. Vor diesem Hintergrund wurden von den Fachgesellschaften verschiedener Länder Leit- und Richtlinien zur Aufbereitung von flexiblen Endoskopen und deren Zusatzinstrumenten erarbeitet [7]. Für Deutschland publizierte die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI) im Jahre 2002 die Anforderung der Hygiene an die baulich-funktionelle Ausstattung von Endoskopieeinheiten [8] und die Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung flexibler Endoskope und endoskopischen Zusatzinstrumentariums [9], die die bereits 2001 veröffentlichte Anforderung der Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten [10] ergänzten und die früheren Empfehlungen aus dem Jahre 1988 ersetzten. Die Einhaltung der in diesen Empfehlungen festgelegten Hygienestandards obliegt der Verantwortung der Einrichtungen selbst. Darüber hinaus ist es gesetzlich festgelegte Aufgabe der Gesundheitsämter, diese Einrichtungen im Hinblick auf die Einhaltung der Infektionshygiene zu überwachen. Über die Ergebnisse der Überwachung der Endoskopieeinrichtungen in Klinik und Praxis in Frankfurt am Main wird nachfolgend berichtet.
Abstract
Guidelines for reprocessing flexible endoscopes have been published in many countries. Compliance to the German guidelines, published in 2002 by the Commission on Hospital Hygiene and Infection Prevention on the Robert Koch Institute is mandatory in all endoscopic units, in hospitals as well as in private practices. Here, a survey of current reprocessing practices in an urban region in Germany is published, covering all hospitals and private practices in this region. Material and methods: In summer 2003, all endoscopic units in Frankfurt/Main, Germany- 15 hospitals and 23 private practices - were visited by members of the public health service, using a checklist based on the recommendations of the German guideline. Results: In these institutions, more than 70 000 endoscopic examinations per year are performed. 87 % (13 /15) of the hospitals and 43 % (10/23) of the practices, reported to conduct more than 1000 procedures per year. Great differences were found in hygienic quality comparing endoscopic units in hospitals and in private practices. In hospitals compliance with the guidelines was satisfactory. Main problems in the practices were: missing facilities for ultrasonic cleaning (74%) and sterilizing (43%), faults in reprocessing the bottle and tube for air/water-channel flushing (26%) which was filled in with water not sterilised (48%), storage of the endoscope with risk of recontamination (48%), missing routine-tests of the endoscopes after reprocessing (44%). Generally, hygienic conditions and procedures were worse in smaller units than in bigger ones. Discussion: The data from Frankfurt hospitals are satisfactory. In private practices, however, especially in smaller ones, improvements are mandatory. Improvements should cover the quality of structure and process, i.e. specific education of the nurses, availability of ultrasonic cleaners and sterilisators and - preferably - automatic washer/dishers, as well as implementation of a written protocol for hygiene in endoscopy, based on the German Guidelines.
Schlüsselwörter
Hygiene - Endoskopie - Aufbereitung flexibler Endoskopie - Überwachung - Infektionsschutzgesetz - Gesundheitsamt
Key words
Hygiene - endoscopy - flexible endoscopes - reprocessing - quality assurance - gastroenterology
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Dr. Ursel Heudorf
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