Aktuelle Urol 2004; 35(4): 275-278
DOI: 10.1055/s-2004-832280
Diskussionsforum Urologie

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Pro und Contra - Vesikoureteraler Reflux im Kindesalter -endoskopische Unterspritzung vs. offene Rekonstruktion

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Publication Date:
31 August 2004 (online)

 

Der vesikoureterale Reflux (VUR) stellt die häufigste Ursache der Pyelonephritis im Kindesalter dar. Das primäre Behandlungsziel einer Therapie des VUR muss deshalb in der Prävention renaler Komplikationen durch entzündliche Narbenbildungen mit konsekutiver Beeinträchtigung der Nierenfunktion bestehen. Die Empfehlung einer Standardtherapie für den kindlichen VUR war aufgrund fehlender prospektiver Daten äußerst schwierig; erst die Resultate der prospektiv randomisierten Studien der International Reflux Study Group (Smellie et al., 2001; Elders et al., 1997) haben gezeigt, dass konservative Therapiemaßnahmen im Sinne der antibiotischen Langzeitprophylaxe insbesondere beim niedergradigen VUR den identischen therapeutischen Langzeiteffekt bewirken wie operative Therapieverfahren. Die Rate von Durchbruchsinfektionen war in beiden Behandlungsgruppen mit 39 und 38% gleich hoch gelegen. Auch wenn die Rate symptomatischer Pyelonephritiden nach operativer Korrektur mit 10% signifikant niedriger lag als nach konservativem Vorgehen, fand sich kein signifikanter Unterschied in der renalen Narbenbildung sowie in der langfristigen Entwicklung der Nierenfunktion. Möglicherweise spielt eine genetische Prädisposition auf Chromosom 1 eine Rolle in der Ausbildung negativer renaler Konsequenzen bei Nachweis eines VUR (Feather et al., 2000). Die Domäne der Refluxtherapie beim höhergradigen Reflux bzw. beim niedergradigen Reflux mit Durchbruchsinfektionen stellt die operative Korrektur mittels intra- oder extravesikaler Operationstechniken dar, die bei minimaler Komplikationsrate von 1-3% eine hohe therapeutische Erfolgsrate von 97-99% aufweisen (Heidenreich et al., 2004). In den vergangenen Jahren wurde als mögliche therapeutische Alternative zu den offen operativen Verfahren die endoskopische Ostienunterspritzung propagiert. Abhängig vom Refluxgrad und der gewählten Substanz werden langfristige Erfolgsraten von 92 und 76% bei den niedergradigen VUR I° und II° berichtet. Der wesentliche Vorteil der endoskopischen Osteinunterspritzung besteht in der ambulanten Durchführbarkeit des Eingriffes. Die hohe Erfolgsrate bei VUR I° macht die endoskopische Therapie zu einer Alternative der antibiotischen Dauerprophylaxe. Die Daten der endoskopischen Ostienunterspritzung werden jedoch noch immer sehr kontrovers diskutiert, so dass in den folgenden Beiträgen die Vor- und Nachteile der minimalinvasiven Therapieoption kritisch beleuchtet werden sollen.

Prof. Dr. Axel Heidenreich 

Klinik und Poliklinik für Urologie, Universität zu Köln,

Joseph-Stelzmann-Str. 9

50931 Köln

Email: axel.heidenreich@uk-koeln.de

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