psychoneuro 2004; 30(8): 413
DOI: 10.1055/s-2004-833660
DGBS e. V.

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Bipolare Störungen häufig nicht erkannt? - Die bipolar Awareness-Wochen der DGBS e.V.

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Publication Date:
17 September 2004 (online)

Weltweit, aber besonders in Deutschland werden bipolare Störungen in der Mehrzahl der Fälle nicht diagnostiziert und dementsprechend nicht adäquat behandelt. Man schätzt, dass selbst bei dem Vorliegen einer typischen Bipolar I Störung die richtige Diagnose nur in etwa 20 % der Fälle gestellt wird; nur etwa 10 % der Patienten werden anschließend auch der Krankheit angemessen behandelt). Nichterkennen und Nichtbehandeln der Erkrankung führt jedoch nicht nur zu vermeidbarem Leid für den Patienten und seine Familie, es hat auch erhebliche sozioökonomische Auswirkungen (2, 3).

Aus diesem Grunde startet die Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS e.V.) im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung in Hamburg eine Initiative, die Aufschluss zur diagnostischen Treffsicherheit bei bipolaren Störungen im Bereich niedergelassener Nervenärzte in Deutschland bringen soll. Auch erfahrene Nervenärzte sind vor der Fehldiagnose einer vermeintlich unipolaren Depression bei in Wahrheit bipolarer Störung nicht gefeit. Aus diesem Grunde soll eine große Zahl niedergelassener Nervenärzte dafür gewonnen werden, anhand standardisierter Diagnostik-Instrumente (Mini-SKID, MDQ) ihre Patienten mit affektiven Störungen nach zu untersuchen.

In der anonymisierten Auswertung soll erfasst werden, wie häufig eine diagnostische Fehleinschätzung primär vorgelegen hat. Diese Untersuchung stellt nicht nur einen wissenschaftlichen Beitrag zur diagnostischen Sicherheit bei bipolaren Störungen dar, er ermöglicht es zugleich jedem einzelnen beteiligten Neurologen und Psychiater seine eigenen diagnostischen Gewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen. Eine erste, vorläufige Präsentation der Erhebung ist nach statistischer Auswertung im Rahmen des Jahreskongresses der DGPPN geplant.

Dankenswerter Weise wird diese große Feldstudie von der Firma Sanofi-Synthelabo unterstützt.

Literatur

  • 1 Bräunig P, Krüger S. Modul Diagnostik. In: Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V.(DGBS e.V.) (Hrsg). Weißbuch Bipolare Störungen in Deutschland. Hamburg: CP-Verlag 2002: 47-56
  • 2 Pfäfflin M, May TW. Kosten von bipolaren Störungen. In: Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V.(DGBS e.V.) (Hrsg.). Weißbuch Bipolare Störungen in Deutschland. Hamburg: ConferencePoint Verlag 2002: 111-119
  • 3 Runge C, Grunze H. Jährliche Krankheitskosten Bipolarer Störungen in Deutschland. Nervenarzt.