RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2004-834690
Migration, Integration und psychische Gesundheit
Migration, Integration and Mental HealthPublikationsverlauf
Publikationsdatum:
15. Februar 2005 (online)
Migration und Integration in einem gewachsenen Europa
Mitteleuropa ist gegenwärtig das Ziel von Wanderungsbewegungen vorher nicht gekannten Ausmaßes. Es besteht Einmütigkeit darüber, dass der Wohlstand sowie die kulturelle Vielfalt und Kreativität der Europäer ihrer ethnischen Heterogenität durch Kultur- und Ländergrenzen überschreitende Wanderungsbewegungen zu danken sind. Der Raum für entsprechende Migrationsbewegungen ist seit dem 1. Mai 2004 im Europa der 25 noch größer geworden. In Deutschland repräsentieren Migranten mittlerweile mehr als 12 % der Bevölkerung [1]. Die Mehrkulturalität wird somit noch stärker zur Alltagswirklichkeit werden, als wir dies in den vergangenen 30 Jahren mit unterschiedlich heftigen sozialen Verwerfungen bereits erfahren haben.
Die Frage, wie wir mit den Fremden leben, stellt sich unter den sich wandelnden Zeitverhältnissen immer wieder neu. Eine grenzüberschreitende Diskussion darüber entfachte sich nach der Ermordung des niederländischen Regisseurs van Gogh durch einen Migranten muslimischer Religionszugehörigkeit. Wo immer diese Diskussion konstruktive Elemente hatte, lenkte sie den Fokus auf die Wechselseitigkeit von kulturübergreifenden Akkulturations- und Globalisierungsprozessen. Das, was die betroffenen Menschen - Einheimische und Migranten - im Rahmen von Migrationsprozessen durchleben, geriet mehr und mehr in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Viele entscheidende Fragen sind gestellt worden, aber (noch) ohne verbindliche sozialpolitische Antworten geblieben: Was können und müssen die Bürger eines Aufnahmelandes tun, damit das Zusammenleben funktioniert? Was kann und muss den Migranten abverlangt werden? Was überfordert die Bürger des Aufnahmelandes, und was überfordert Migranten? Wo liegen die wechselseitigen Vulnerabilitäten und Schmerzgrenzen? Wie viel Vielfalt und Nebeneinander sind sozial förderlich? Wo führt „Parallelität” durch Anderssein ins gesellschaftliche Abseits?
Literatur
- 1 Razum O, Geiger I, Zeeb H, Ronellenfitsch U. Gesundheitsversorgung von Migranten. Deutsches Ärzteblatt. 2004; 101 A2882-A2887
- 2 Mönninger M. Hilfe unerwünscht. Die Zeit 16.12.2004 52: 13
-
3 Machleidt W, Calliess I T.
Psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung von Migranten und transkulturelle Psychiatrie. In: Berger M (Hrsg) Psychische Erkrankungen, Klinik und Therapie, 2. Auflage. München; Urban & Fischer 2004: 1161-1183 -
4 Lessmann J J, Bätz B, Prager-Andresen A.
Besondere Aspekte der Suchterkrankungen und -behandlung bei Aussiedlern. In: Collatz J, Heise T Psychosoziale Betreuung und psychiatrische Behandlung von Spätaussiedlern. Berlin; VWB 2002: 241-253 - 5 Leidinger F. Klinikstatistiken. Landschaftsverband Rheinland. Werkstattgespräch Psychiatrische Versorgung von Migrantinnen und Migranten in Nordrhein-Westfalen. Dokumentation der Veranstaltung am 1. April 2003 im Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie in Düsseldorf,. 2004
-
6 Minas H.
Service Responses to Cultural Diversity. In: Thornicraft G, Szmukler G (ed) Textbook of Community Psychiatry. Oxford, New York; Oxford University Press 2001: 192-206 - 7 Bartusch S, Calliess I T, Machleidt W. Integration von Migranten in die ambulante psychiatrische Versorgung - Untersuchung an einer psychiatrischen Institutsambulanz. (eingereicht)
- 8 Machleidt W. Die 12 Sonnenberger Leitlinien zur psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung von MigrantInnen in Deutschland. Der Nervenarzt. 2002; 73 1208-1209
- 9 Machleidt W, Salman R, Calliess I T (Hrsg). Integration von Migranten in die psychisch-psychotherapeutische Versorgung: Leitlinien, Modelle, Strategien. Berlin; VWB-Verlag für Wissenschaft und Bildung im Druck
-
10 Machleidt W, Garlipp P, Calliess I T.
Die 12 Sonnenberger Leitlinien - Handlungsimpulse für die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung von Migranten. In: Assion H-J (Hrsg) Migration und seelische Gesundheit. Heidelberg; Springer Medizin Verlag 2005: 215-230 -
11 Salman R, Collatz J.
Interkulturelle Suchtprävention und Beratung - Qualifizierung von „Key persons” und Aufklärungsveranstaltungen. In: Salman R, Tuna S, Lessing A Handbuch Interkulturelle Suchthilfe. 2. Aufl. Gießen; Psychosozial-Verlag 2002: 128-145 -
12 Machleidt W.
Das Fremde im Ich - das Ich in der Fremde. Psychotherapie mit Migranten. In: Gunkel S, Kruse G (Hrsg) Salutogenese und Resilienz - Gesundheitsförderung, nicht nur, aber auch durch Psychotherapie. In der Reihe: Impulse für die Psychotherapie, Band 9. Hannoversche Ärzte Verlagsunion 2004: 295-308 -
13 Calliess I T.
Fort- und Weiterbildung in Transkultureller Psychiatrie: Ergebnisse einer Umfrage zum Weiterbildungsbedarf. In: Machleidt W, Salman R, Calliess IT Integration von Migranten in die psychisch-psychotherapeutische Versorgung: Leitlinien, Modelle, Strategien. Berlin; VWB-Verlag für Wissenschaft und Bildung Berlin im Druck
Prof. Dr. med. Wielant Machleidt
Medizinische Hochschule Hannover · Abt. Sozialpsychiatrie u. Psychotherapie
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
eMail: sozialpsychiatrie@mh-hannover.de