Hintergrund und Fragestellung: Der Ruf nach Einbindung von Patienten in Therapieentscheidungen wird immer lauter. Bislang existieren aber wenige Daten darüber, ob eine gemeinsame Entscheidungsfindung von Patienten überhaupt gewollt wird. Unklar ist auch, ob sowohl auf Patienten- als auch auf Ärzteseite die kommunikativen Voraussetzungen dafür vorhanden sind. Die vorliegende Untersuchung liefert aktuelle Daten zu diesen Themenkomplexen aus der Perspektive der Patienten.
Probanden und Methodik: 3058 18 - 79-jährige deutschsprachige Personen (1565 Frauen, 1493 Männer) einer Bevölkerungsstichprobe aus einem Access Panel (Pool von Adressen befragungsbereiter Haushalte) wurden schriftlich befragt. Befragungsinhalte waren: Entscheidungsfindung in der Praxis aus Patientensicht (Wer soll entscheiden?), ärztliches kommunikatives Verhalten in der Praxis aus Patientensicht.
Ergebnisse: Die befragten Patienten befürworteten insgesamt mehrheitlich eine gemeinsame Entscheidungsfindung. Bei verschiedenen Untergruppen, vor allem bei älteren Patienten, war die Bereitschaft zu einer gemeinsamen Entscheidung geringer ausgeprägt. Wichtige kommunikative Fähigkeiten, die eine Einbindung der Patienten in Therapieentscheidungen begünstigen, kamen im Arzt-Patienten-Gespräch eher selten zur Anwendung. Die Patienten, die sich für eine gemeinsame Entscheidungsfindung aussprachen, erlebten am häufigsten die Elemente eines vertrauensfördernden Informationsaustausches.
Diskussion: Patienten sind mehrheitlich zu einer gemeinsamen Entscheidungsfindung bereit. Die dazu erforderlichen ärztlichen kommunikativen Fähigkeiten sind jedoch aus der Sicht der Patienten noch auszubauen. Eine intensivere Beforschung der Patientenwünsche sowie die Einbeziehung von Betroffenen in die Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems ist anzustreben. Dies sollte verbunden sein mit einer ärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung, die Gesprächsführung und Wissensvermittlung stärker berücksichtigt.
Background and objective: The demand for integration of patients in medical decisions becomes more and more obvious. Little is known about whether patients are willing and ready to share therapeutic decisions. So far information is lacking, whether existing communication skills of both - patients and physicians - are sufficient for shared decision making (SDM). This paper presents new data on patientsŽ perspectives regarding SDM.
Methods: Standardized survey of 3058 German speaking people (1565 female, 1493male), aged 18 - 79 years, a population based random sample of an access panel (pool of german households available for specific surveys) regarding the following topics: medical decision making in practice, communication skills and behaviour of physicians.
Results : A majority of patients approved the model of SDM. However, some subgroups of patients, especially older patients, were less interested in the concept of SDM. Necessary communication skills which may help patients to participate in decision making were used rather scarcely. Patients who approved the model of SDM more often experienced a common and trustful exchange of information.
Conclusion: Most patients favour the concept of SDM. The communication skills necessary for this process are to be promoted and extended. Research on patients’ preferences and their participation in health care reform should be intensified. Academic and continuous medical education should focus on knowledge transfer to patients.