psychoneuro 2004; 30(10): 530
DOI: 10.1055/s-2004-835717
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Raum für Stimmung - Depressionen bei Parkinson-Patienten

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Publication Date:
05 November 2004 (online)

 

Depressionen treten bei etwa 40-50% der Parkinson-Patienten auf und sind damit die häufigste psychische Veränderung der Erkrankung. Wie Prof. Matthias R. Lemke, Bonn, auf einem Satellitensymposium im Rahmen der DGN ausführte, sind sie ein entscheidender Faktor für die Lebensqualität der Patienten. Serotonerge, noradrenerge und dopaminerge Projektionsbahnen zwischen Kerngebieten des Hirnstammes und frontalen Kortexgebieten sind an der Entstehung von Depressionen und Anhedonie beteiligt. Zur Behandlung eignen sich neben Psychoedukation und Antidepressiva auch Dopaminagonisten, die über kortiko-frontale D3-Rezeptoren antidepressiv und antianhedon wirken können. Für den D3-spezifischen nicht-Ergot-Agonisten Pramipexol (Sifrol®) konnte beispielsweise in einer klinischen und kontrollierten Studie von Goldberg et al. (Am J Psychiatry 2004) ein deutlicher Hinweis auf eine antidepressive Wirkung sowohl bei uni- als auch bei bipolaren Patienten beobachtet werden. Dabei wurde Pramipexol in Kombination mit einem Stimmungsstabilisierer mit einer Kombination aus Stimmungsstabilisierer und Plazebo verglichen.

Auch bei Parkinson-Patienten konnte dieser Effekt unter Pramipexol nachgewiesen werden, wie klinische, kontrollierte Studien sowie Anwendungsbeobachtungen mit rund 2000 Patienten belegen. Da Studienergebnisse mit Antidepressiva bei Parkinson-Patienten noch weitgehend ausstehen, sollte daher Pramipexol nach Lemke neben psychoedukativen Maßnahmen bei depressiven Patienten mit Morbus Parkinson bevorzugt eingesetzt werden.