psychoneuro 2005; 31(1): 7
DOI: 10.1055/s-2005-862219
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Depressionsforschung - Genpolymorphismus und Serotonin

Further Information

Publication History

Publication Date:
01 February 2005 (online)

 

Depressionen sind auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen, z.B. Störungen in der Stressachse, genetische Vulnerabilität, belastende Lebensereignisse, Inhibition der Neurogenese. Mehrere Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass bei depressiven Erkrankungen die Adaptationsfähigkeit des Gehirns an die Umwelt gestört ist. Dies scheint offensichtlich mit verschiedenen Genpolymorphismen in Zusammenhang zu stehen.

So zeigte eine diesen Monat in Nature Neuroscience veröffentlichte Studie (Heinz et al. 2005), dass ein Polymorphismus des Serotonintransportergens (SLC6A4) mit der funktionellen Konnektivität zwischen dem ventrolateralen medialen präfrontalen Kortex und der Amygdala assoziiert ist. Gesunde Probanden, die das kurze Allel (S) des Serotonintransportergens aufweisen, reagieren auf unerfreuliche optische Reize mit einer stärkeren Aktivierung der Amygdala als Träger des langen (L) Allels, wie mit funktioneller Kernspintomographie nachgewiesen wurde. Die Probanden mit S-Genotyp wiesen dabei außerdem eine stärkere Kopplung zwischen der Amygdala und dem ventrolateralen medialen präfrontalen Kortex auf als mit L-Genotyp. Dieser Genpolymorhismus kann möglicherweise dazu beitragen, dass bei Major Depression eine abnorm hohe Aktivierung in der Amygdala und dem präfrontalen Kortex beobachtet wird.

Auch ein Genpolymorphismus der Tryptophanhydroxylase 2, die an der Regulation der Serotoninsynthese beteiligt ist, kann möglicherweise das Risiko für Depressionen erhören. Dies ist das Ergebnis einer gerade in Neuron publizierten Studie von Zhang et al. (2005). Die Mutation 1463A führt in vitro zu einer Abnahme der Serotoninsynthese um 80%. In einer Untersuchung von 87 Patienten mit unipolarer Major Depression trugen neun Patienten dieses 1463A-Allel. In einer Kohorte von 60 bipolaren Patienten wurde dagegen kein Träger dieses Allels identifiziert.

Quellen

  • 1 Heinz A . Braus DF . Smolka MN . Wrase J . Puls I . Hermann D . Klein S . Grusser SM . Flor H . Schumann G . Mann K . Buchel C . Amygdala-prefrontal coupling depends on a genetic variation of the serotonin transporter.  Nat Neurosci. 2005;  8(1) 20-21
  • 2 Zhang X . Gainetdinov RR . Beaulieu JM . Sotnikova TD . Burch LH . Williams RB . Schwartz DA . Krishnan KR . Caron MG . Loss-of-Function Mutation in Tryptophan Hydroxylase-2 Identified in Unipolar Major Depression.  Neuron. 2005;  45(1) 11-16