psychoneuro 2005; 31(2): 72
DOI: 10.1055/s-2005-865035
DGBS e.V.

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Bei Fragebogenaktion mitmachen - Antiepileptika bei Frauen mit einer affektiven Störung

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Publication Date:
08 March 2005 (online)

 

Die Behandlung affektiver Störungen mit Antiepileptika gehört mittlerweile zum klinischen Alltag. Vor allem werden bipolare affektive (manisch-depressive) Erkrankungen sowohl in der Akuttherapie als auch in der Phasenprophylaxe mit diesen Substanzen behandelt. Carbamazepin und Lamotrigin sind zur Behandlung bipolarer Störungen in Deutschland zugelassen, Valproinsäure nicht, obwohl vor allem dessen antimanische Wirksamkeit gut belegt ist. Topiramat spielt keine, Gabapentin nur eine untergeordnete Rolle bei der Behandlung bipolarer Störungen. Levetiracetam scheint nach kasuistischen Hinweisen bei Rapid Cycling Verläufen zu wirken. Weil die meisten Antiepileptika nach wie vor off-label verordnet werden, ist es von großer Bedeutung, ihr gesamtes Nebenwirkungsspektrum speziell bei der Patientengruppe der bipolar affektiv Erkrankten zu erfassen.

Die bipolare Störung beginnt meist um das 20.-24. Lebensjahr, Frauen und Männer sind gleich häufig betroffen. Bipolare Frauen befinden sich zum Zeitpunkt des Krankheitsbeginns also meist im gebärfähigen Alter und haben häufig Kinderwunsch oder werden ungewollt schwanger. Dann stellt sich die Frage nach dem teratogenen Risiko der verordneten Antikonvulsiva, zum einen aus juristischen, vorrangig aber auch aus Gründen der Patientinnensicherheit und dem Schutz des ungeborenen Kindes.

Bisher gibt es keine Daten zur Teratogenität von Antikonvulsiva speziell bei Frauen mit psychiatrischen Erkrankungen. Deswegen ist es von großer Wichtigkeit, eine systematische Erfassung von Frauen, die unter der Behandlung mit diesen Substanzen schwanger werden, durchzuführen. Das European Registry for Anticonvulsants in Pregnancy (EURAP) ist eine Möglichkeit für Ärzte, ihre Patientinnen, die eine (bipolare) affektive Störung haben und mit Antikonvulsiva behandelt werden, registrieren zu lassen. Die Fragebögen können auch in deutscher Sprache über die Webseitewww.eurapger many.de heruntergeladen oder bei unten genannter Adresse angefordert werden. Dabei geht es lediglich um eine Dokumentation, nicht um eine Intervention in die bestehende Behandlung. Mit der Aufnahme möglichst vieler Frauen mit einer bipolaren Störung zu einem möglichst frühen Zeitpunkt (bis 16. SSW) können die teratogenen Risiken der Antikonvulsiva bei dieser Patientengruppe umfassend dokumentiert werden. Das kommt der Aufklärung der Patientinnen und dem sicheren Umgang mit diesen Substanzen in der Schwangerschaft zugute.

Korrespondenzadresse

PD Dr. med. Stephanie Krüger

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Universitätsklinik Carl-Gustav Carus

Fetscherstr. 74

01307 Dresden

Email: Stephanie.Krueger@uniklinikum-dresden.de

Weiterführende Literatur :

PD Dr. Stephanie Krüger. Bipolare Störung und Kinderwunsch. Informationen für Ärzte. ISBN 3-8330-0663-3