psychoneuro 2005; 31(4): 192
DOI: 10.1055/s-2005-869474
Blickpunkt

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Umstellung auf Nonergot-Dopaminagonisten nicht erforderlich - Fachgerechter Einsatz von Dopaminagonisten bei Parkinson

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Publikationsdatum:
09. Mai 2005 (online)

 

Zurzeit wird diskutiert, ob Dopaminagonisten vom Ergot-Typ mit einem erhöhten Fibroserisiko der Herzklappen einhergehen. Pleuropulmonale und retroperitoneale Fibrosen sind bekannte, wenn auch seltene Komplikationen einer Langzeittherapie mit Ergot-Derivaten. Vor allem nach dem Auftreten von Herzklappenfibrosen bei Parkinson-Patienten unter dem Ergot-Dopaminagonisten Pergolid stellte sich die Frage, ob dies eine pergolidspezifische Komplikation, einen Ergot-Agonisten-Effekt oder eine für alle Dopaminagonisten gemeinsame Komplikation darstellt.

Die Datenlage ist allerdings unklar, da in den vorliegenden Studien nicht zwischen reversiblen Fibrosearten wie der Pleurafibrose und potenziell lebensbedrohlichen Manifestationen wie der pulmonalen Fibrose differenziert wurde. Zudem wurden Komorbiditäten - insbesondere bereits bestehende kardiale Erkrankungen - nicht ausreichend berücksichtigt. Nach der aktuellen offiziellen Stellungnahme des Kompetenznetzes Parkinson e.V. für die Deutsche Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V. ([2]) können daher keine Aussagen zu Inzidenz und Prävalenz fibrotischer Reaktionen für einzelne Dopaminagonisten getroffen werden. Bei Patienten, die neu auf eine Therapie mit einem Ergot-Dopaminagonisten eingestellt werden, sollte nach dieser Stellungnahme eine kardiovaskuläre Untersuchung durch einen Kardiologen, einschließlich transthorakaler Echokardiographie, durchgeführt werden. Patienten unter einer Therapie mit Ergot-Dopaminagonisten sollten halbjährlich einer körperlichen Untersuchung mit Auskultation des Herzens und der Lunge, jährlich einer transthorakalen Echokardiographie unterzogen werden. Bei unauffälligem kardialen Befund sehen die Autoren keinen Grund, die Therapie mit einem Ergot-Dopaminagonisten auf eine Behandlung mit einem Nonergot-Dopaminagonisten umzustellen. Patienten, die in der Vergangenheit gut eingestellt waren, können demnach ohne weitere Verunsicherung auch in Zukunft von ihrer Medikation profitieren.

Dies bestätigte auch eine englische Multizenterstudie an 332 Patienten über vier Jahre ([1]). Unter der Therapie mit durchschnittlich 3,6 mg Cabergolin (Cabaseril®)/Tag wurden keine Fibrosen beobachtet. Prof. Deuschl, Kiel, wies deshalb darauf hin, dass hier hinsichtlich Cabergolin differenziert werden muss: "Schlussfolgerungen bezüglich fibrotischer Nebenwirkungen von Cabergolin sind daher zurzeit nicht möglich".

Quellen

  • 1 Appiah-Kubi L . Nisbet A . Burn DJ . Forbes A . Brechany U . Stegie F . Stutt A . Chaudhuri KR . Use and tolerability of cabergoline in young and older people with Parkinson's disease: a multi center observational study.  J Applied Research . 2003;  3 356-362
  • 2 Eggert K . Odin P . Gasser T . Meinertz T . Strasser R . Oserspey A . Deutschl G . Oertel WH . Morbus Parkinson: Fachgerechter Einsatz von Dopamin-Agonisten.  Deutsches Ärzteblatt. 2005;  102 (1-2) A-30/B-22/C-20