Nach Surfactantbehandlung kommt es zu einer Änderung des Gasaustauschs und der Lungenmechanik.
Fragestellung: Mit welchen akuten Änderungen der Lungenmechanik ist unmittelbar nach Surfactantgabe
zu rechnen?
Methodik: An 35 Frühgeborenen unter 1.500g wurde der Effekt der Surfactantbehandlung durch
Registrierung der Beatmungsparameter am Babylog 8000 plus erfasst. Nach Kalibrierung
des Flowsensors wurde natürliches Surfactant (Alveofact oder Curosurf) über den Sideport
des Tubus (2,0–3,0mm) unter Fortführung der Beatmung schnellstmöglich instilliert.
Die Änderung der registrierten Beatmungsgrößen, des tcpCO2, des tcpO2 und der pulsoximetrischen
Sättigung (SpO2) wurden zum Zeitpunkt 3, 10, 15 und 20min. erfasst. Zugleich wurden
notwendige Änderungen der Beatmungsparameter registriert. Die Beatmung erfolgte kontrolliert
im SIMV-Modus, die Beatmungsfrequenz wurde zwischen 35 und 40 eingestellt. Die Änderung
der Beatmungsparameter war standardisiert: die FiO2 wurde kontinuierlich den transkutanen
Werten angepasst (Ziel tcpO2 50–70mmHg oder SpO2 83–93%), tcpCO2-Werte bis 65mmHg
wurden kurzfristig toleriert, oberhalb dieser Grenze wurde bei abfallendem Tidalvolumen
(Vt) (Ziel 6–8ml/kg) der Spitzendruck (PIP) bis maximal 30 mbar erhöht, falls dies
nicht ausreichte, wurde sekundär die Frequenz (f) über eine Verkürzung der Ausatemzeit
(te) soweit erhöht, bis die exspiratorische Flowkurve gerade eben noch eine komplette
Ausatmung zeigte. Die Einatemzeit (ti) wurde mit 0,35–0,4s konstant gehalten, desgleichen
der PEEP mit 4,5–6,5 mbar.
Ergebnisse: Die folgenden Veränderungen (in Absolutwerten) wurden zu den Zeitpunkten 3/10/15/20min.
registriert (*signifikant mit p<0,05 gegenüber dem Ausgangswert im gepaarten t-Test):
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FiO2:+ 0,18/+0,23/+0,12/-0,15;
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PIP: +5,2*/+6,5*/+6,9*/+5,4*;
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f: +0/+4,4/+6,9*/+8,3*;
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Vt: -3,2*/-4,5*/-3,3*/-1,8;
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MV: -0,045*/-0,073*/-0,065*/-0,022.
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Die Spontanatemfrequenz und die Herzfrequenz stiegen an. In 6 Fällen musste zwischenzeitlich
mit dem Beutel beatmet werden. Die meisten Änderungen der Beatmung erfolgten zwischen
der 3. und der 10. min. Änderungen der Gasaustauschparameter betrafen insbesondere
den tcpCO2, der zu allen Zeitpunkten signifikant höher lag.
Schlussfolgerung: Durch bolusartige Surfactantanwendung kommt es regelhaft zu einer massiven bronchialen
Reaktion und/oder einer Obstruktion von Tubus bzw. Atemwegen, die der Vorstellung
einer schnellen, homogenen Verteilung im Bronchialsystem widerspricht. Dies macht
eine akute Änderung des Beatmungsregimes erforderlich, unter Umständen auch eine manuelle
Handbeatmung. Zur Erzielung eines adäquaten Vt wären regelmäßig PIPs nötig, die oberhalb
der allgemein empfohlenen Beatmungsparameter liegen. Die Anwesenheit eines erfahrenen
Neonatologen über wenigstens 30min. am Patienten ist erforderlich.