ZFA (Stuttgart) 2005; 81(11): 512-513
DOI: 10.1055/s-2005-872579
DEGAM-Nachrichten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Verleihung der Hippokrates-Medaille 2005 an Dr. med. Matthias Gruhl[1]

Hippokrates Medal 2005 Awarded to Dr. med. Matthias GruhlF. M. Gerlach1
  • 1Institut für Allgemeinmedizin, Universitäts-Klinikum Frankfurt
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Publication Date:
29 November 2005 (online)

Für seine zahlreichen Verdienste um die Entwicklung der Allgemeinmedizin in Deutschland hat das Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) als Zeichen des Dankes und der Anerkennung die Hippokrates-Medaille 2005 an Dr. med. Matthias Gruhl aus Bremen verliehen. Die Verleihung des vom Georg Thieme Verlag unterstützten Preises fand am 30. September 2005 im Rahmen des wissenschaftlichen Jahreskongresses der DEGAM in Potsdam statt.

Dr. Gruhl ist Facharzt für Allgemeinmedizin und Abteilungsleiter Gesundheit beim Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales der Hansestadt Bremen. Dr. Gruhl hat sich seit vielen Jahren in der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden und der Beauftragtenrunde zur Vorbereitung der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) der Länder engagiert und gilt hier als einer der einflussreichsten Vordenker und Lenker. In dieser Rolle hat Dr. Gruhl zahlreiche politische Entscheidungen programmatisch vorbereitet und mit viel Umsicht über die politischen Hürden gebracht. Wiederholt hat Dr. Gruhl dabei im Rahmen der nationalen Gesetzgebung unauffällig, aber nachhaltig zur Verbesserung der Position der Allgemeinmedizin beigetragen, zuletzt zum Beispiel in der neuen Approbationsordnung und auch im Rahmen des GKV-Modernisierungsgesetzes (GMG) (Abb. [1]).

Abb. 1 Dr. med. Matthias Gruhl.

Für die DEGAM besonders sichtbar und auch letztendlich ausschlaggebend für die Verleihung der Hippokrates-Medaille war insbesondere die Rolle von Dr. Gruhl beim Zustandekommen eines Beschlusses der diesjährigen Gesundheitsministerkonferenz (GMK) zur „Qualifizierung für das Gebiet Allgemeinmedizin”. Dieser Beschluss der GMK beruht auf dem Bericht einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe, der diverse sinnvolle Vorstöße zur Unterstützung für die Allgemeinmedizin enthält. So wird u. a. die Einführung eines Pflicht-Quartals Allgemeinmedizin im Praktischen Jahr vorgeschlagen, wodurch der praktischen Relevanz der Allgemeinmedizin in der Versorgung Rechnung getragen würde. Alle Studierenden an deutschen Fakultäten würden dadurch weitaus intensiver als je zuvor die allgemeinmedizinische Alltagspraxis kennen lernen. Dies wäre auch angesichts der prekären Nachwuchssituation in der Allgemeinmedizin ein wichtiger Fortschritt. Vorgeschlagen wird außerdem die Option eines befristeten Ausstiegs aus dem vertragsärztlichen Alltag (sog. „Sabbat-Jahr”) für Hausärzte. Auf diese Weise könnte zur Prävention von Burn-out-Symptomen bei überlasteten Kolleginnen und Kollegen beigetragen werden. Unterschiedliche Vorschläge zur Förderung der allgemeinmedizinischen Weiterbildung reichen von einer weiteren Verstärkung des Initiativprogramms bis hin zu Vorschlägen für Verbundlösungen. Schließlich enthält der Beschluss einen abgestimmten und bereits mit einem konkreten Gesetzentwurf flankierten Vorstoß zur Regelung der Mitarbeit von Professoren für Allgemeinmedizin und ihrer ärztlichen Mitarbeiter/innen in der vertragsärztlichen Praxis. Die zur Erhaltung der eigenen ärztlichen Kompetenzen zwingend notwendige Mitarbeit von wissenschaftlich tätigen Kolleginnen und Kollegen in der hausärztlichen Praxis wäre damit endlich - ohne die Widrigkeiten von Zulassungsrecht und Bedarfsplanung - unkompliziert möglich (Abb. [2]).

Abb. 2 Von links: Prof. Michael M. Kochen, Prof. Erika Baum, Dr. Matthias Gruhl, Prof. Ferdinand M. Gerlach.

In der gesundheitspolitischen Debatte ist Dr. Gruhl kein Mann der lauten Töne. Er hat für Außenstehende eher im Hintergrund gewirkt und sich dabei stets mit einem durchaus kritischen, zum Teil auch Widerspruch auslösenden Blick auf die Gesamtärzteschaft für eine sinnvolle Systementwicklung eingesetzt. Er hat sehr früh die dabei zentrale Rolle der Allgemeinmedizin erkannt und sich mit großer Beharrlichkeit für die Zukunftsfähigkeit unseres Gesundheitssystems engagiert. Dass die Allgemeinmedizin in einem zukunftsfähigen Gesundheitssystem eine wichtige Rolle einnimmt - ja einnehmen muss -, war und ist für ihn nur folgerichtig.

Die DEGAM gratuliert dem Preisträger herzlich und ist sehr froh, einen solchen Vordenker und Lenker an ihrer Seite zu wissen. Sie wünscht dem Preisträger privat wie beruflich alles Gute und hofft, dass sein Engagement für ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem noch viele Früchte trägt.

Die vollständige Laudatio von Prof. Ferdinand M. Gerlach im Namen des Präsidiums der DEGAM findet sich unter: http://www.degam.de

1 Gekürzte Fassung der Laudatio von Prof. Ferdinand M. Gerlach, Frankfurt am Main, im Namen des Präsidiums der DEGAM.

1 Gekürzte Fassung der Laudatio von Prof. Ferdinand M. Gerlach, Frankfurt am Main, im Namen des Präsidiums der DEGAM.

Prof. Dr. med. Ferdinand M. GerlachMPH 

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Email: gerlach@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de