Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P319
DOI: 10.1055/s-2005-919353

Einen Schritt weiter in Richtung einer neuropsychologischen exekutiven Testbatterie für Patienten mit subkortikalen ischämischen vaskulären Erkrankungen?

N Margraf 1, T Bachmann 1, S Gottschalk 1, W Schwandner 1, G Seidel 1
  • 1Lübeck, Düsseldorf

Fragestellung: Aufgrund der Komplexität exekutiver Funktionen kann kein einzelner neuro-psychologischer Test als Goldstandard für das dysexekutive Syndrom bei subkortikaler ischämischer vaskulärer Erkrankung (SIVE) gelten. Auf der anderen Seite verfügen wir noch nicht über ausreichend geeignete Bedside-Tests, obgleich die Erfassung exekutiver Dysfunktionen bei diesen Patienten eine diagnostische Schlüsselstellung einnimmt. Aus diesen Gründen haben wir in unserer Studie den Tower of London (ToL) und einen Cognitve Estimation Test (CET) als zwei neue diagnostische Ansätze zur Untersuchung exekutiver Funktionen gemeinsam mit CLOX eingesetzt, einen bereits besser eingeführten exekutiven Uhrentest.

Methoden: Es wurden 17 Patienten mit SIVE getestet (Altersmedian 69J., Range 46–79; Mini-Mental State Examination (MMSE) Median 27 Punkte, Range 21–30; zwei Patienten <24; MRT ohne signifikante Gehirnatrophie oder kortikale Defekte). Als Kontrollgruppe untersuchten wir 17 klinisch-neurologisch und bildmorphologisch (MRT) gesunde Probanden, die in den Variablen Geschlecht, Alter und formale Bildung mit der klinischen Gruppe übereinstimmen. Beide Gruppen bearbeiteten folgende exekutive Tests: den ToL (mit einer sechszügigen Problemstellung), eine aus 10 Fragen bestehende Version des CET und CLOX.

Ergebnisse: Auch nach Adjustierung des Alphaniveaus nach Bonferroni-Holm zeigen sich im Wilcoxon Test signifikante Unterschiede zwischen beiden Untersuchungsgruppen für die zentralen exekutiven Variablen CLOX 1 (p=.003), den Quotienten aus Gesamtbearbeitungszeit und Gesamtzugzahl im ToL (p=.022) und dem Summenwert für ungewöhnliche kognitive Schätzungen im CET (p=.023). Die Spearman Korrelationen zwischen CLOX 1 und den anderen zwei Variablen erweist sich als relevant mit einer milden bis moderaten Stärke. Hingegen besteht keine nennenswerte Korrelation zwischen dem ToL und dem CET. Interessanterweise finden sich in der klinischen Gruppe verschiedene Muster exekutiver Dysfunktionen.

Schlussfolgerungen: Während der MMSE nur bei zwei Patienten die Frage einer kognitiven Beeinträchtigung aufwirft, verweisen die drei verwendeten exekutiven Testverfahren auf ein dysexekutives Syndrom bei Patienten mit SIVE. Zusätzlich zu den erwarteten Unterschieden im Uhrentest CLOX leisten zwei weitere exekutive Funktionen einen Beitrag zur Diagnose des dysexekutiven Syndroms: die im ToL erfassten Aspekte der Planungsfähigkeiten und das durch den CET untersuchte induktive Denken.